Dan Stuart gastiert im Wiener Chelsea: Er garantiert seit über 30 Jahren grandiose Südstaatenmusik mit treffsicheren Texten.

Foto: Darren Andrews

Wien – Er ist der Chronist der Underdogs und Misfits. Da kennt er sich aus, und diese Zuschreibungen ließe er wohl für sich selbst gelten. Dan Stuart ist ein großer amerikanischer Songwriter. Ein heiterer Fatalist, ein liebenswürdiger Zyniker. Bevor ein Song zu süßlich wird, würzt er ihn mit etwas Bitterem.

Das ergibt oft ein Bluesgefühl, das mit den Gestalten konveniert, die in seinen Songs auftauchen. Seine Kunst ist geschult an der Pulp-Fiction und Südstaatenmusik, die er durch die Linse des Punk kennenlernte. Jim Thompson trifft Jim Dickinson. Der Literat den Musiker, die Anekdotenschleuder, beides legendäre Typen; Dickinson war gar ein väterlicher Freund.

Nächste Woche gastiert Dan Stuart im Wiener Chelsea, gemeinsam mit Don Antonio von der Band Sacri Cuori, die sich im Fach imaginärer Spaghettiwesternsoundtracks verdient gemacht hat.

FluffandGravy

Stuart lernte sein Handwerk bei der Band Green on Red. Entstanden unter dem Eindruck des Punk, ohne Bob Dylan deswegen gleich zu verteufeln. Progressive Traditionalisten, die einst als neue Rolling Stones gehandelt wurden, was sich dann aber nicht ausging.

Dafür schuf die Band wunderbare Alben im Einzugsbereich eines dreckigen Südstaatenrock: Here Come The Snakes, Too Much Fun, Scapegoats ... Aufbereiten mit Zutaten aus der Soulmusik, mexikanischer Weinerlichkeit und eingerauchtem Country.

Wiederkehr nach 17 Jahren

Anfang der 1990er zerfiel die Band, nach 1995 und einem Soloalbum verschwand Stuart, um 17 Jahre später wiederzukehren. Seit 2012 hat er zwei fantastische Soloalben veröffentlicht, die nahtlos an die Großtaten der Green on Red anschließen.

Verschleppte Blueshadern dienen Stuart als Bettstatt für seine säuerlichen Betrachtungen, denen er jedoch Melodien verschreibt, die alles und jeden versöhnen können.

Zuzurechnen ist er der großfamiliären Community von Dream Syndicate, Rain Parade, Opal, Giant Sand, Calexico; früher trat der junge Steve Earle im Vorprogramm von Green on Red auf. Einschlägig, könnte man sagen.

Am Dienstag wird der Mittfünfziger aus Los Angeles mit Wohnort Mexiko City Auszüge aus seinem umfangreichen Werk spielen. Wer ihn einmal erlebt hat, weiß, es wird gut. (Karl Fluch, 10.5.2017)