Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sorgt sich um seinen jungen SPÖ-Stellvertreter Michael Schickhofer (rechts).

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Graz – Eine Umfrage zur Lage der Parteien in der Steiermark geistert momentan durch die politische Szenerie im Bundesland und sorgt für reges Gemauschel. Das Ergebnis der von der ÖVP in Auftrag gegebenen Erhebung, die im Detail unter Verschluss gehalten wird, wird in der Volkspartei jedenfalls zwiespältig aufgenommen.

Sie bietet der ÖVP zwar einerseits Grund zum Jubeln, gibt ihr andererseits aber auch Anlass zur Sorge. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist der Umfrage zufolge als Person ungefährdet die Nummer eins. Aber er ist in der Bewertung so dramatisch weit vorn, dass man sich in der ÖVP nun langsam Sorgen um den Zweiten in der Koalition, den SPÖ-Landeshauptmann-Vize Michael Schickhofer, macht.

Schützenhöfers Stellvertreter, der nach der Wahl 2015 die SPÖ als stimmenstärkste Partei übernommen hatte, hat auch mit seiner Partei massiv an Terrain verloren. Die SPÖ liegt – so weit wird dies in der ÖVP bestätigt – abgeschlagen zurück und muss sich mit den Freiheitlichen um den zweiten Platz raufen.

In der ÖVP will man mit der Umfrage bei aller Euphorie über die guten Werte Schützenhöfers den Ball jedenfalls flachhalten und wenig kommunizieren, um in der SPÖ kein Feuer zu entfachen. VP-Strategen befürchten, dass bei den Roten eine Obmanndiskussion ausbrechen könnte. Das will Schützenhöfer verhindern.

Mit Schickhofer hat der ÖVP-Landeshauptmann einen treuen jungen SPÖ-Partner an seiner Seite, von dem kaum eine Gefahr droht. Denn Schickhofer fühlt sich der – noch von seinem Vorgänger Franz Voves mit auf den Weg gegebenen – konsensualen "Reformpartnerschaft" mit der ÖVP verpflichtet.

Dass die ÖVP wieder an der SPÖ in den Umfragen vorbeigezogen ist, animierte Schützenhöfer kürzlich zumindest intern, in einer Vorstandssitzung des Wirtschaftsbundes, zu einem euphorischen Ausruf: Nun sei in der Steiermark "die heilige Ordnung wiederhergestellt", wird Schützenhöfer von Sitzungsteilnehmern zitiert.

Die Volkspartei regierte in der Steiermark seit 1945, ehe Franz Voves 2005 den Landeshauptmannsessel für die SPÖ eroberte und bis 2015 als Landeschef fungierte. In der ÖVP sah man dies als "Betriebsunfall der Geschichte".

Im Büro Schützenhöfer wird indessen heftig dementiert, dass eine Umfrage existiere. Es sei keine in Auftrag gegeben worden. Daher gebe es auch keine Spekulationen rund um Schickhofer. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer habe überdies "nie das Zitat "heilige Ordnung" von sich gegeben".

Dem Standard liegen allerdings gegenteilige, eindeutige Informationen von Sitzungsteilnehmern vor. (Walter Müller, 9.5.2017)