Für Egon Schieles Danaë (1909) war jene von Gustav Klimt (1908, Sammlung Dichand) Vorbild.

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Auguste Rodins nun in einer spanischen Privatsammlung entdeckte Andromeda, eine Marmorskulptur von 1887.

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Danaë, die griechische Königstochter, begleitet die Kunstgeschichte als Motiv von Anbeginn. Dem antiken Mythos zufolge wird sie von ihrem Vater Akrisios gefangen gehalten, um die Zeugung jenes Enkels zu verhindern, der ihn laut Orakel töten würde. Für den Göttervater Zeus war dies freilich kein Hindernis. Er verwandelte sich in goldenen Regen, Danaë gebar ihm Perseus, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Daraus resultierten zwei Deutungen: einerseits als Allegorie der tugendhaften Keuschheit und Typologie der Jungfrau Maria, andererseits als Sinnbild der Gier, der korrumpierenden Macht des Goldes, das alle Hindernisse überwindet, womit sie den Prototyp der Prostituierten symbolisiert.

Neben Danaë dienten zahlreiche andere Töchter der Mythologie Künstlern über Jahrhunderte als Vorlage für Nackedeis – so auch für Rodin in den 1880er-Jahren. Beispielhaft etwa seine marmorne Danaide (eine der 50 Töchter König Danaos') im Musée Rodin, ein Rückenakt, der seiner Andromeda auf einem Felsen gleicht, von der er ab 1886 fünf Versionen schuf. Drei befinden sich in internationalem Museumsbestand, eine weitere wechselte 2006 via Christie's New York für 2,38 Millionen Euro in Privatbesitz.

Eine Sensation

Die fünfte aus dem Jahr 1887 galt als verschollen, bis sie von Artcurial-Experten vor kurzem in einer Privatsammlung in Madrid entdeckt wurde. Eine Sensation, die im Vorfeld der Versteigerung bei Artcurial in Paris am 30. Mai (800.000 bis 1,2 Mio. Euro) jüngst in der Wiener Niederlassung des Auktionshauses gastierte.

Zurück zu Danaë, zu deren bekanntesten Interpretationen der Moderne zweifellos jene von Gustav Klimt gehört. 1908 war das in der Sammlung Dichand beheimatete Gemälde im Rahmen der Wiener Kunstschau erstmals öffentlich zu sehen. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus.

Sie präsentiere sich "zusammengerollt wie ein Bündel alter Stopfwäsche", pointierte der Feuilletonist Eduard Pötzl im Neuen Wiener Tagblatt spitzzüngig. Als Danaë "in der ein Goldstrom wie ein endloser Mordsschwaf steckt, was ihr äußerstes Behagen verursacht" beschrieb sie wiederum der Industrielle Fritz Waerndorfer.

Klimt als Vorbild

Nachhaltigen Eindruck hinterließ sie auch bei Egon Schiele. Seine Danaë entstand 1909, als der 19-Jährige stilistisch noch im Bann des verehrten Klimts war. Die "formalen Anklänge" seien "offenkundig und wohl auch beabsichtigt", betont Tobias Natter. Der Ausstellungskurator arbeitete zuletzt an einem Werkverzeichnis der Gemälde Schieles, das Ende Mai im Taschen-Verlag erscheinen wird.

"Hier wie dort erscheint Danaë als junge, rothaarige Frau, die in ihrer kauernden Haltung ein introvertiertes Moment verkörpert, das auf ihre Gefangenschaft verweist", beschreibt Natter. Schiele gehe es offenkundig um das Vorbild von Klimt, "an dem er sich misst und das er gleichzeitig mit anderen Quellen mischt". Die Anordnung des Frauenkörpers sei jedoch punkto Erotik deutlich weniger raffiniert ausgefallen.

In Österreich genoss das Gemälde nur ein einziges Mal das Bad in der Öffentlichkeit, 1928 im Zuge der vom Hagenbund und der Neuen Galerie organisierten Gedächtnisausstellung in der Zedlitzhalle als Frauenakt (Nr. 4). Über die Jahrzehnte wechselte es mehrfach den Besitzer, Rudolf Leopold war einer davon. Seit 2007 befand es sich in der Sammlung des britischen Milliardärs Joe Lewis, der auch Gemälde von Klimt sein Eigen nennt.

Im Herbst 2015 hoffte das Belvedere Danaë im Rahmen der Ausstellung Klimt Schiele Kokoschka und die Frauen (bis 18. Februar 2016) zu präsentieren. Allein, die Reise nach Wien blieb ihr verwehrt, obwohl Lewis die Leihgabe in Aussicht gestellt hatte. Stattdessen gab sie zuletzt im Philadelphia Museum of Art ein Gastspiel.

Nun gelangt das rund 80 mal 125 Zentimeter große Gemälde als Highlight der Abendformation der Sparte Impressionist & Modern Art (16. 5.) bei Sotheby's in New York zur Versteigerung und soll zwischen 30 und 40 Millionen Dollar einspielen. (Olga Kronsteiner, 13.5.2017)