Im Grunde ist es eine recht einfache Rechnung: Da in Österreich lebende Frauen immer weniger Kinder gebären, die Zahl der Hochbetagten aber von Jahr zu Jahr steigt, wird Österreichs Bevölkerung im Durchschnitt immer älter. Das hat weitreichende Folgen. Freilich wird der demografische Wandel zumeist nur in Hinblick auf die Frage diskutiert, ob "unsere Pensionen noch sicher" sind – und gleichzeitig das werbetaugliche Bild der rüstigen, gut situierten Senioren gemalt.

Die Realität ist eine andere: Die Zahl der Demenzerkrankungen steigt, viele hochbetagte Menschen haben mehrere Leiden gleichzeitig. Sie brauchen Hilfe – nicht nur von Angehörigen (sofern vorhanden), sondern professionell und qualitätvoll durch gut ausgebildetes Personal. 80.000 Pflegekräfte gibt es, viel mehr werden künftig gebraucht.

Agierte Österreichs Politik vorausschauend, würde sie in diesen Bereich investieren. Pflege ist ein Zukunftsfeld – für Ausbildung, Arbeitsmarkt und technische Innovationen. Stattdessen muss die Volksanwaltschaft im Namen der Patienten aufschreien und das Pflegepersonal auf die Straße gehen, weil es grottenschlecht bezahlt wird und einheitliche Qualitätsstandards fehlen. Dass 80 Prozent der Pflegekräfte Frauen sind, sei nur nebenbei bemerkt.

Strengten sich heute alle an, könnte Österreich morgen ein europäisches Vorzeigeland in Pflege-Exzellenz sein. Stattdessen regiert gesellschaftspolitische Kurzsichtigkeit. (Petra Stuiber, 12.5.2017)