Ilse Dippmann, Organisatorin des Österreichischen Frauenlaufs, der dieses Wochenende in Wien stattfindet, wohnt in Wien-Landstraße. Sie schätzt ihre Laufstrecke ins Grüne und die fast dörfliche Atmosphäre im Grätzel.

"1986 habe ich mit dem Laufen begonnen. Damals wohnte ich in Niederösterreich und bin zweimal in der Woche für einen Lauftreff in die Stadt gefahren. Als ich mich auf die Suche nach einer Wohnung in Wien machte, war meine ursprüngliche Idee, dass ich hier eine Bleibe habe, damit ich am Abend nach dem Training nicht immer nach Hause fahren muss.

Ilse Dippmann und ihr Lebensgefährte Andreas Schnabl, der ebenfalls im Organisationsteam des Laufevents tätig ist, im Wohnzimmer ihrer Wohnung im dritten Bezirk.
Foto: Lisi Specht

Dann ist es anders gekommen. Seit es den Frauenlauf gibt – also seit 30 Jahren – wohne ich fix in Wien. Eigentlich habe ich ja schon immer gespürt, dass ich ein Stadtmensch bin. Vom Hausbauen habe ich nie geträumt. Ich liebe Wien, und für mich ist gerade der dritte Bezirk, wo sich meine 76 m² große Wohnung befindet, ein hervorragender Bezirk. Mein Lebensgefährte Andreas und ich können von hier aus direkt in den Prater laufen, am liebsten machen wir das in der Früh.

Hinter unserer Einrichtung steckt absolut kein Konzept. Die Kommode und die Vitrine hat eine frühere Kollegin für mich im Dorotheum ersteigert. Ich mag das Holz und das Alte: Bei der Kommode zum Beispiel kann man nicht die Lade einfach öffnen. Man muss genau aufpassen, wie die Lade herauskommt und wie sie wieder hineingeht. Unser Lieblingsland ist Italien, und darum haben wir irgendwann begonnen, den Urlaub mit Möbelkaufen zu verbinden und dort beispielsweise unsere Fernsehsessel gekauft.

Fotos: Lisi Specht

Diese Wohnung hat früher ganz anders ausgeschaut. Früher gab es hier ein Blumenbord und Tapeten. Aber manche Dinge sind geblieben. In den letzten Jahren haben wir nicht viel verändert, auch wenn wir in der heißen Phase der Frauenlauf-Organisation immer darüber reden, was wir hier alles machen wollen. Die Küche zum Beispiel: Sie ist mittlerweile 30 Jahre alt. Eigentlich würden wir neue Geräte brauchen. Aber eine neue Küche würde wohl auch einen neuen Boden bedeuten. Diesen Boden hat aber mein Papa vor 30 Jahren verlegt, und ich hänge sehr daran. Darum wird wohl auch die Küche bleiben.

Mein Lieblingsort in der Wohnung ist der Esstisch. Dort sitze ich in der Früh sicher eine Stunde und lese Zeitung oder bereite mich stressfrei auf den Tag vor. Von hier aus sehe ich auf meinen kleinen Garten auf dem französischen Balkon. Der Wilde Wein wird in einigen Wochen wieder die Fassade entlangwuchern. So haben wir im Sommer eine kleine Laube. Radio brauchen wir beim Frühstück keines: Um halb fünf hört man jetzt schon die Vögel zwitschern. Und ich brauche zu Hause auch keine Uhr, weil ich die Kirchenglocken höre. Wenn ich also in der Früh im Badezimmer stehe, und es läutet zweimal, denke ich mir immer: Hoffentlich läutet es jetzt nicht noch ein drittes Mal, weil dann bin ich schon spät dran. Ich finde es schön, dass es auch in der Stadt möglich ist, sich das Gefühl vom Land beizubehalten. Die Supermarktkassierin kennt mich, und die Nachbarin nebenan wohnt auch schon 30 Jahre hier.

Fotos: Lisi Specht

Medaillen habe ich in der Wohnung keine aufgehängt. Dazu fehlen Zeit und Platz. Aber von meinen 30 Marathons habe ich sämtliche Startnummern und alle Medaillen schön geordnet in einer Schachtel. Ich sammle überhaupt gerne. Postkarten zum Beispiel. Es fällt mir schwer, mich von bestimmten Dingen zu trennen.

Erst heute haben wir geplaudert, was wir uns beim Wohnen wünschen würden. Wir hatten immer wieder den Wunsch, einen Balkon zu haben. Manchmal haben wir dann gesagt: Schauen wir uns doch einmal andere Wohnungen an. Aber irgendwie haben wir dann nie wirklich gesucht. Diese Wohnung erfüllt eben alles, was wir brauchen." (20.5.2017)