1951 kreierte Picasso diese Eulenvase (Edition von 300).

Foto: Dorotheum

Vallauris, Juli 1946: Pablo Picasso weilte gemeinsam mit Freunden in dem kleinen Ort unweit der Côte d'Azur, der seit Jahrhunderten für seine Keramikproduktion bekannt ist. Der Besuch einer Ausstellung der örtlichen Töpfergenossenschaft mag auch für den damals 64-Jährigen zum obligaten Programm gehört haben. Der Überlieferung nach soll es eine Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Bereits am nächsten Tag startete er in der Werkstatt von Suzanne und Georges Ramié erste Versuche und begann eine Leidenschaft, die bis an sein Lebensende 1973 währen sollte. Sowohl künstlerisch als auch privat: Jacqueline Roque, die Verkäuferin der Madoura-Töpferei, wird seine letzte Lebensgefährtin.

Picasso erwirbt die Villa La Galloise an der Côte und widmet sich in den folgenden vier Jahren nahezu ausschließlich der Töpferkunst. Bis zu seinem Tod entstehen – parallel zu seinen Gemälden, Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen – rund 4000 Keramiken. Dazu 600 Vasen, Schalen und Teller, die als Vorlage für Editionen dienten. Je nach Modell umfasste die Auflage jeweils zwischen 25 und 500 Exemplaren, die von lokalen Kunsthandwerkern bemalt wurden. Laut Alain Ramié, Sohn der einstigen Werkstattbetreiber und Autor des Werkverzeichnisses für Madoura-Keramik, habe dem Maestro die Idee gefallen, dass sich auf diese Weise quasi jeder, der wollte, "einen echten Picasso" leisten konnte. Denn einst waren sie sehr erschwinglich, und verglichen mit jenen Preisen, die für Gemälde Picassos berappt werden müssen, sind sie das im Falle der größeren Editionen teils auch noch heute.

Aus dem Besitz der Enkelin

Nicht so bei den Modellen mit kleineren Auflagen: 2013 erzielte eine Terrakotta-Vase von 1950 (Auflage 25 Stück) bei Christie's in London umgerechnet 1,15 Millionen Euro. Zuletzt gelangte via Sotheby's eine Vielzahl solcher Objekte aus dem Besitz von Enkeltochter Marina Picasso in mehreren Auktionen auf den Markt. Vergangene Woche wechselte dort etwa das Unikat einer Vase für umgerechnet 226.000 Euro den Besitzer.

Gemessen daran fallen die kommende Woche bei Villa Grisebach (2. 6.) über einen Sonderkatalog offerierten 36 und die sechs beim Dorotheum in der Sektion Klassische Moderne integrierten Keramiken punkto Schätzwert (noch) in die Kategorie Schnäppchen. Die Berliner Fraktion deckt einen Entstehungszeitraum von 1947 bis 1969 ab, wobei eine ovale, mit Fischen bemalte Platte (5000-7000 Euro) aus einer 200er-Edition zu den frühesten Objekten zählt. In Wien fokussiert man auf Modelle nach 1950, darunter eine Eulenvase (6000-8000 Euro) von 1951 (Auflage 300 Stück). (kron, 27.5.2017)