Foto: Getty Images/iStockphoto/gpointstudio
Foto: Getty Images/iStockphoto/gpointstudio

Pro
von Oona Kroisleitner

N. ist eine kleine Schlawinerin. Sie räumt die Wohnung um, wenn ihre Eltern beim Vorlesen eindösen, versucht die Rutsche im Park von unten zu bezwingen und stibitzt Palatschinken. Ihren Unfug begleitet das entzückendste Grinsen, das man sich vorstellen kann.

N. ist die Tochter von Freunden, die ich nur selten sehe. Ihre Missetaten erlebe ich vor allem auf Facebook und Instagram. Ich like, wenn N. ihren Kopf, so weit es geht, in eine Tasse steckt oder von ihrer Mama mit einer Schachtel Eier im Bett ertappt wird.

Dabei geht es nicht um das Zurschaustellen der glücklichen Familie, sondern um das Teilen von Erinnerungen: ob das nun das erste gemeinsame Profilbild von Mama und Tochter oder ein Posting über den Parkbesuch ist. Es ist das, was meine Mama gemacht hat, wenn ihre Freunde zu Besuch waren. Nur dass es kein Album mehr braucht, das irgendwo rausgekramt werden muss.

Dass Eltern sensibel mit den Bildern der Kinder umgehen, ist toll, aber die verbissene Mission, jedes Foto aus dem Internet zu halten, ist dann schon ein bisschen spießig.

Kontra
von Karin Tzschentke

Ein Profilfoto mit einer oder beiden meiner Töchter auf einer sogenannten sozialen Plattform? Das würde ich ihnen nie antun. Die Mädels würden neben meinem jugendlichen Äußeren doch glatt alt aussehen.

Scherz beiseite. Wer sich in Facebook, Whatsapp und Konsorten mit so einem Bild präsentiert, ist ein kleiner Narzisst. Der damit Leuten, die einen in der analogen Welt nicht richtig kennen, eine Friede-Freude-Eierkuchen-Geschichte erzählen möchte: Schaut her, was für eine tolle Mama / ein toller Papa ich bin. Oder sind Ihnen Fotos bekannt, auf denen das Kind weint, der Erwachsene genervt dreinblickt?

Narzissten sind wir alle, jeder auf seine Weise. In diesem Fall aber auf Kosten von Menschen, die unbewusst und ohne gefragt zu werden, um der Liebe willen gute Miene zum erwachsenen Darstellungsspiel machen (müssen).

Aufruf an alle betroffenen Kinder: Sammelt Fotos von euch mit euren Eltern, auf denen die besonders blöd dreinschauen. Wenn ihr dereinst erwachsen seid, könnt ihr ja überlegen, ob ihr sie als Profilbild nutzen wollt. (RONDO, 13.6.2017)