Foto: APA/AFP/MUSEUMS VICTORIA/JOHN PO

Sydney – Seit 15. Mai sind australische Forscher in den Gewässern südlich von Sydney unterwegs, um die dortigen Tiefsee-Lebensgemeinschaften zu studieren. Und schon nach zwei Wochen können sie einen Fund vermelden, mit dem niemand gerechnet hatte: Sie fanden in vier Kilometer Tiefe einen Fisch, den man in der Region bislang nur ein einziges Mal gesehen hatte – 1874, als ein Exemplar von einem britischen Schiff an die Oberfläche geschleppt worden war.

Der etwa 40 Zentimeter lange Tiefseefisch zeigt eine ungewöhnliche Anatomie: Sein Maul liegt auf der Unterseite, von der Seite betrachtet kann man bei ihm weder Augen noch Kiemen oder eine Schnauze erkennen. Er hat kurz gesagt "kein Gesicht" oder, wie Expeditonsleiter Tim O'Hara vom Museum Victoria dem "Guardian" sagte: "Er sieht wie zwei Hinterseiten eines Fischs aus."

Nach anfänglicher Unklarheit berichten die Forscher in ihrem Expeditionsblog mittlerweile, dass es sich um keine gänzlich unbekannte Spezies handelt (sie hatten bereits an Namen getüftelt, aber das ist nun hinfällig). Er sei ein Vertreter der Art Typhlonus nasus, die zur Familie der Bartmännchen und zu einer Ordnung mit dem bemerkenswerten Namen Eingeweidefischartige gehört. Typisch für diese weltweit vorkommende Fischordnung ist ein sich nach hinten verjüngender Körper mit durchgehendem Flossensaum.

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Abgesehen von dieser ungewöhnlichen Spezies entdeckte die Expedition eine Reihe weiterer Tiefseebewohner, die man bisher nicht kannte. Dafür zog das Forschungsschiff eine Videokamera sowie ein Instrument zur Gewinnung von Sedimentproben an einem acht Kilometer langen Kabel hinter sich her. Außerdem wurden Netze und Sonar eingesetzt.

Tim O'Hara berichtet unter anderem von biolumineszierenden Seesternen und suppentellergroßen Asselspinnen. Etwa ein Drittel der bisher gefangenen Tiere sei der Wissenschaft noch völlig neu. Außerdem fanden die Forscher in der Tiefsee jede Menge Müll, der bis ins Dampfschiffzeitalter zurückreiche: "Es ist erstaunlich. Wir sind mitten im Nichts, und auf dem Meeresboden liegt immer noch der Müll aus 200 Jahren." (red, 31.5.2017)

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