Andreas Gabalier will sich in der Öffentlichkeit "nie politisch positioniert" haben.

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Wien – Andreas Gabalier fährt in seiner Klage gegen die Wiener Konzerthausgesellschaft und deren Chef Matthias Naske schwere Geschütze auf. Eingebracht wurde eine Feststellungsklage, zudem fordert die Stall-Records Tonstudio GmbH (sie hat Gabalier exklusiv unter Vertrag und ist die Klägerin) den Widerruf von "herabsetzenden Aussagen". Der Musiker fühlt sich ins rechte Eck gerückt.

Die Aussagen werden dem Chef des Wiener Konzerthauses aus einem Interview in der "Presse" vom 8. Mai zugeordnet – der habe darin "verbreitet, dass der Musiker Gabalier für eine 'rechte' Ideologie einsteht. Diese passe nicht zum Wiener Konzerthaus." Diese Aussagen würden den Ruf Gabaliers und des Unternehmens "beeinträchtigen".

"Nie öffentlich politisch positioniert"

Gabalier, so heißt es in der elfseitigen Klagsschrift, die dem STANDARD vorliegt, habe sich aber "nie in der Öffentlichkeit politisch positioniert" und sei "nie von einer politischen Partei unterstützt" worden. Naskes Aussagen könnten "ein Abwenden von 'linken' Fans bedingen", und damit Einnahmenverluste für Gabalier und sein Management. Der Streitwert der Klage gemäß Wettbewerbsrecht, nach dem sich auch die Gerichtsgebühren richten, ist recht ansehnlich: 500.000 Euro.

Anlass der Klage, die beim Wiener Handelsgericht eingebracht wurde, war ein Interview, das Konzerthauschef Naske der "Presse" gegeben hatte. Auf die Nachfrage des Interviewers zum Beispiel, warum das Konzerthaus Gabalier, anders als der Wiener Musikverein, nicht auftreten lasse, antwortete Naske: "Ich glaube, das war einfach ein Fehler. Wir hätten das nicht gemacht. ... Weil das Signale sind. Man muss wissen, wer Gabalier ist, wofür er steht, und dann abwägen. ... Ich glaube, dass ein Hubert von Goisern hier sehr viel besser aufgehoben ist. Wir treffen auch gesellschafts- und kulturpolitische Aussagen, so harmlos ist das nicht. Auf der anderen Seite dienen wir auch keiner Ideologie ..."

Großer Nachhall

Das Interview hat dann laut der von Rechtsanwalt Meinhard Novak eingebrachten Klage Widerhall im Blog des Publizisten und ehemaligen "Presse"-Chefredakteurs Andreas Unterberger gefunden. Dort meinte etwa eine Gastkommentatorin, die Aussagen Naskes "sollten uns mehr als nervös machen", denn dieser habe sinngemäß gemeint, er würde Gabalier nicht im Konzerthaus auftreten lassen, "weil ihm seine Ideologie nicht passt". Es sei zu erkennen, dass es da "überhaupt nicht um Gabalier geht, dieser steht nur als Substitut für die Haltung eines Wiener Konzertdirektors". Zu guter Letzt werden noch diverse Postings zu diesem Gastkommentar zitiert.

Laut Klägerin hatten Naskes Aussagen im Interview zur Folge, dass andere Konzertveranstalter "die Zusammenarbeit mit Musiker Andreas Gabalier" und damit mit dem Tonstudio "in Zweifel ziehen" – was "enorme wirtschaftliche Folgen für die Klägerin" habe. Und: Der Musikmanagementfirma drohten "bedeutende Gewinneinbußen", zudem sei der Ruf des Musikers und des Musikunternehmens geschädigt.

"'Rechte' identifizieren sich mit Gabalier"

Die Postings unter dem Gastkommentar beweisen in den Augen der Klägerin, "wie die Angesprochenen die Aussage Naskes verstanden haben". Gabalier werde "der 'rechten' Ideologie zugeordnet und nicht der 'linken'. Die 'Rechten' identifizieren sich mit dem Musiker und verteidigen ihn gegen die 'EU- und Staatsfaschisten'", heißt es in der Klage unter Zitierung einiger Postings.

Was Gabaliers Managementgesellschaft fordert? Die Feststellung, dass Naske und das Konzerthaus für alle etwaigen Schäden haften, und einen Widerruf in der "Presse".

Naske: "Keine politische Wertung"

Konzerthauschef Naske hatte am Donnerstag zu der Causa gemeint, die Vorwürfe seien ihm "nicht nachvollziehbar", und er stellte gegenüber der APA klar, dass seiner Aussage über Gabalier "keine politische Wertung zugrunde liegt". Es sei seine Aufgabe als Intendant, sich mit der Bewertung von künstlerischen Qualitäten zu beschäftigen. "Wenn Herr Gabalier oder sein Management eine gerichtliche Entscheidung über Fragen gesellschaftlicher Dimensionen von künstlerischem Geschehen führen möchte, sei das unbenommen." (Renate Graber, 2.6.2017)