Donald Trumps Besuch in Saudi-Arabien hatte nicht nur fatale Folgen für sein eigenes bereits angespanntes Verhältnis zur Realität. Auch die saudische Weltsicht gerät, seit der US-Präsident sein oranges Haupt vor König Salman beugte, um die güldene Kette zu empfangen, mehr und mehr ins Rutschen.

Damit ist nicht das aktuelle saudisch orchestrierte Bullying der Kataris – auch keine Waisenknaben – gemeint. Die Rede ist davon, dass man zunehmend von Vertretern des saudischen Establishments Folgendes hören kann: Schuld am islamischen Extremismus, am islamistischen Terrorismus sind – die Europäer mit ihrer freien Gesellschaft. Sie verschaffen den bösen Menschen, die den Islam ein bisschen missverstehen, Freiräume, und die moderaten islamischen Staaten – so bezeichnet sich Saudi-Arabien selbst – haben dann das Gscher.

Man darf bösartig ergänzen: Und kommen mit dem Köpfeabhacken nicht mehr nach. Wenn wir das auch täten, hätten wir nicht so viele Terroristen.

Hinter der saudischen Sicht steckt natürlich ein konkretes politisches Verlangen: Die EU soll die Muslimbrüder verbieten und die Beziehungen zum Iran abbrechen. Dass weltweit, auch von vielen Muslimen, die Wurzel des Problems in Saudi-Arabien geortet wird – ebenfalls oft zu oberflächlich -, wen kümmert es in Riad? Dort hat man es jetzt ja US-amtlich, dass man zu jenen gehört, die kein Wässerchen trüben. (Gudrun Harrer, 6.6.2017)