Wien – Mit einem Masterplan für den ländlichen Raum will das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium die Chancengleichheit auf dem Land fördern. Drei der insgesamt 20 Schwerpunktthemen des Plans wurden am Donnerstag vorgestellt. Der Maßnahmenkatalog soll die Abwanderung von jungen Menschen aus dem ländlichen Raum einbremsen und die Infrastruktur auf dem Land stärken.

Die Fertigstellung des Masterplans ist für Mitte des Sommers vorgesehen und soll der künftigen Regierung als Leitfaden dienen, sagt Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter. Neben Experten waren 3000 Bürger an der Ausarbeitung beteiligt, 2000 Ideen wurden eingebracht. Laut Rupprechter stehen Geldmittel aus dem kommunalen Investitionspaket, das heuer und nächstes Jahr 175 Millionen Euro ausmacht, für das Projekt zur Verfügung.

Attraktiver für junge Frauen

Das Land soll vor allem für junge Frauen wieder attraktiver werden. Eine konkrete Maßnahme dazu wäre der Ausbau von Ganztagsbetreuungsplätzen. Geplant sei außerdem nach wie vor, binnen zehn Jahren zehn Prozent der Bundesbehörden in den ländlichen Raum umzusiedeln, um Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen. Auch die Breitbandinfrastruktur soll im Rahmen des Plans flächendeckend ausgebaut werden.

Die Versäumnisse auf dem Land führt Rupprechter auf die schleichende Abwanderung zurück, die bereits reale Auswirkungen mit sich bringe: "In zehn bis 15 Jahren geht die Hälfte der niedergelassenen Ärzte auf dem Land in den Ruhestand", sagt der Minister. Dieser Entwicklung wolle man mit Gruppenpraxen und E-Health-Maßnahmen gegensteuern.

Erwin Pröll, unter dessen Schirmherrschaft das Projekt steht, betont die Relevanz des ländlichen Raums in Österreich. Dieser umfasse "90 Prozent der Fläche und zwei Drittel der Bevölkerung." Der ehemalige Landeshauptmann gestand aber auch eigene Versäumnisse in der ländlichen Politik ein. In den vergangenen Jahrzehnten sei Materialismus vor die Bedürfnisse der Landbevölkerung gestellt worden.

Pröll plant vor allem den Kulturbereich auf dem Land zu fördern, etwa durch Kreativakademien. Seine Schirmherrschaft habe aber nichts mit seiner – mittlerweile aufgelösten – Stiftung und der geplanten Einrichtung einer "Akademie für den ländlichen Raum" zu tun, sagt Pröll. (lauf, 8.6.2017)