Für ein klärendes Mutter-Tochter-Gespräch zwischen Amy Schumer und Goldie Hawn ist der Dschungel womöglich nicht der richtige Ort.

Foto: Twentieth Century Fox

Wien – Die lustigste Szene in diesem Film gehört einem Bandwurm. Man kann ihn sogar sehen. Und er sieht nicht sehr echt aus. Das macht aber nichts, weil die denkwürdige Methode, mittels deren der lange Gast den Kürzeren zieht, ohnehin lustiger ist als dieser selbst. Außerdem sieht in diesem Film auch sonst nichts echt aus, weder die Landschaft Ecuadors, die nicht zufällig an Hawaii erinnert, noch die südamerikanischen Gangster, die sich immer so verhalten, als hätten sie zu viele US-Gangsterfilme gesehen.

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Aber ernst gemeint ist in Snatched, aus dem die deutsche Übersetzung einen Mädelstrip gemacht hat, weil das irgendwie an Mädelsabend erinnert, ja ohnehin nichts. Auch nicht, dass einem der Entführer von seiner Geisel in der Hitze des Gefechts der Schädel eingeschlagen wird. Außerdem soll das vermutlich deshalb lustig sein, weil Amy Schumer die Schaufel führt.

Dabei fällt sie als Emily Middleton in New York, wo dieser Film beginnt, gar nicht weiter auf: Ihre fehlende Anpassungsfähigkeit gerät ihr als Verkäuferin eines Kleidungsgeschäfts zwar zur Kündigung, schlimmer allerdings wiegt das Abschiedsgespräch mit ihrem Freund – das nämlich er mit ihr führt. Das komische Ritual ist in weiterer Folge immer dasselbe: Emily erhebt wortreich Widerspruch und reagiert mit kindlichem Trotz und Selbstmitleid.

Doch ihr steht der Sinn auch nach Selbstbehauptung, weshalb der geplante Paarurlaub nach Südamerika trotzdem stattfindet. Und wenn es sein muss, dann eben mit ihrer Mutter Linda, die aussieht und spielt wie Goldie Hawn. Mit einem Aufenthalt als Geisel außerhalb des Luxusresorts war ja nicht zu rechnen, mit den Umständen, die der Deppenbruder und das Muttersöhnchen zu Hause mit dem Lösegeld macht, schon.

Dumme Blondchen

Mit der von ihr entwickelten und produzierten Comedy-Central-Serie Inside Amy Schumer etablierte sich Schumer erfolgreich als Stand-up-Comedian, indem sie geschickt und wiederholt das Klischee vom dummen Blondchen unterwanderte, indem sie ebendieses erfüllte und auf die Spitze trieb. Eben das ist nun allerdings ausgerechnet das Problem an Snatched: Die von Jonathan Levine in Szene gesetzte Sketchdramaturgie lässt – wie bereits in seiner Männerweihnachtsnummer Die Highligen Drei Könige – schlicht keine Erzählung zu, die sich auch nur ansatzweise als sinnstiftend bezeichnen ließe.

Schade also um die vergebene Chance: zwei Generationen von Schauspielerinnen mit tatsächlich großem komischem Talent, ein Gegenmodell zum Testosteronhumor von Hangover und eine Rollenverkehrung, bei der zur Abwechslung die Opfer die Täter das Fürchten lehren. So aber verirren sich die Hoffnungsträgerinnen im Dschungel auf ausgetretenen Pfaden. (Michael Pekler, 13.6.2017)