Auch Österreicher reisen verstärkt auf die Iberische Halbinsel, die Kanaren und nach Mallorca.

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Wien/Madrid – Politische Wirren und Terrorangst haben die Urlauberströme längst umgeleitet – weg von der Türkei, Ägypten, Tunesien und Marokko hin zu – gefühlt – sichereren Destinationen. Davon profitiert vor allem Spanien in großem Stil. "2016 waren 75 Millionen Touristen in Spanien – so viel wie noch nie, und heuer werden es noch mehr", so der österreichische Wirtschaftsdelegierte Michael Spalek am Mittwoch.

2012 – am Höhepunkt der Finanzkrise – zog es erst 57 Millionen Urlauber nach Spanien, dann waren es jedes Jahr um rund 3 Millionen mehr, ehe es 2016 zu einem regelrechten Touristenschub kam: Gegenüber dem Jahr davor legte die Zahl der Spanien-Besucher plötzlich um 7 Millionen auf 75 Millionen zu.

Städtetourismus boomt

Auch die Österreicher reisen verstärkt auf die Iberische Halbinsel, die Kanaren und nach Mallorca. Das spiegeln die aktuellen Buchungszahlen der großen Reiseveranstalter wider: Beim hierzulande drittgrößten Pauschalreiseanbieter Thomas Cook rangiert Spanien als beliebtestes Urlaubsland heuer sogar auf Platz eins, beim Marktführer TUI immerhin auf Platz zwei (hinter Griechenland).

"Was in Spanien zur Zeit sehr gut geht ist der Städtetourismus", berichtete der Handelsdelegierte der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), der seit sechs Jahren in Madrid stationiert ist. In Barcelona ist der Ansturm so stark, dass die Stadtregierung – trotz Vollauslastung aller rund 70.000 Betten dort – jetzt sogar einen Hotelbaustopp verordnet hat. "Es ist alles bummvoll mit Touristen – die Hotels sind ausgebucht", beschrieb Spalek die Situation. Auch fast jedes Mittelmeerkreuzfahrtschiff legt auf seiner Tour in Barcelona an – 2016 kamen 758 Schiffe und brachten fast 2,7 Millionen Touristen, die einen Landausflug absolvierten. Dabei zählte Barcelona auch im Jahr davor bereits 2,5 Millionen Kreuzfahrttouristen. Im kommenden Jahr will man die Zahl der anlegenden Kreuzfahrtschiffe auf 151 eindämmen – dann sollen auch nur noch rund 470.000 Touristen in die Metropole schwappen.

Massentourismus in den Küstengegenden

Mit Ausnahme von Barcelona lebe Spanien aber sehr gerne vom Tourismus, betonte der Wirtschaftsdelegierte vor Journalisten in Wien. In Städten wie Granada, Sevilla und Cordoba habe man auch keinen Massentourismus. Dieser konzentriere sich mehr auf die Küstengegenden. Und dort "weiß man, dass man davon lebt".

Trotz des Urlauber-Booms stellt die Tourismusbranche konstant etwa zehn Prozent des spanischen Bruttoinlandsproduktes (BIP), das den Angaben zufolge bei einem Wert von rund 1,2 Billionen Dollar liegt. Das liegt daran, dass auch die gesamte spanische Wirtschaft wächst. "Die Makrozahlen in Spanien sind ausgezeichnet – seit 2015 ist die Wirtschaft jedes Jahr um 3,2 Prozent gewachsen und heuer wird erneut ein Plus von mehr als drei Prozent erwartet", so der Wirtschaftsdelegierte.

"Und dieses Wachstum wird getragen vom Export, dem Tourismus und den großen Infrastrukturbetrieben", betonte Spalek. Diese Bereiche sind auch ein wichtiger Jobmotor. Die Arbeitslosigkeit, die 2012 noch bei 26 Prozent lag, sei auf aktuell knapp 18 Prozent zurückgegangen – Tendenz weiter sinkend. Die Wettbewerbsfähigkeit des Landes habe sich wegen niedrigerer Löhne und Personalabbaus verbessert. (APA, red, 16.6.2017)