Foto: Getty Images/iStockphoto/shaiith
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Pro
von Petra Eder

Die Beherrschung und Nutzung des Feuers zur Nahrungszubereitung war ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Es war wohl ein glücklicher Zufall, der unseren Vorfahren zeigte, um wie viel besser die gegarte Mammuthaxe im Vergleich zur rohen mundet.

Erst mal auf den Geschmack gekommen, entwickelte sich die Kulinarik munter weiter. Warum faden Getreidebrei essen, wenn man auch köstlich duftendes Fladenbrot backen kann?

Warum den soeben aus dem Fluss geangelten Fisch roh verzehren, wenn er gegart doch so viel besser schmeckt (gut, die japanische Küche lassen wir jetzt mal außen vor)?

Diese fundamentale Weggabelung im evolutionären Prozess bewirkte unter anderem die Entwicklung größerer Gehirne. Als Folge dessen könnten wir heute das Mammut Sous-vide garen und die Reste in der Mikrowelle aufwärmen.

Wer beim Anblick der lodernden Flammen eines Lagerfeuers auf die Idee kommt, Marshmallows roh in den Mund zu schieben, der hat schlicht viele Tausend Jahre Menschheitsgeschichte verschlafen.

Kontra
von Franziska Zoidl

Als ich ein Kind war, nannten wir Marshmallows noch Mäusespeck. Schon damals brachte ich es nicht über mich, ihn anzurühren: Während sich die anderen Kinder bei Geburtstagspartys über den rosa-gelben Schaumstoff hermachten, konnte ich nur an die Mäuse denken, die dafür ihr Leben lassen mussten.

Nicht nur deshalb bin ich auf Kindergeburtstagspartys bis heute als Spaßbremse bekannt. Lagerfeuer, der Traum jedes Nachwuchscowboys, fand ich immer schon blöd. Irgendwann ist alles voller Rauch und Ruß, weil der Wind ständig dreht. Und wenn der Hunger kommt, werden dreckige Stecken mit kulinarisch fragwürdigem Essen wie Knackern oder Marshmallows bestückt und über das Feuer gehalten, bis alles verkokelt ist oder gleich in die Glut kullert.

Wobei Letzteres die bessere Option ist: Die zähe Masse der Marshmallows verwandelt sich über dem Feuer nämlich in ein klebriges Etwas, das am Stecken, an den Händen, zwischen den Zähnen und in den Haaren picken bleibt. Schon als Kind suchte ich auf solchen Partys also lieber das Weite. (Rondo, 23.6.2017)