St. Pölten – Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger übernimmt nun doch die Kosten für Behandlungen im Med-Austron-Zentrum für Ionenstrahlentherapie in Wiener Neustadt. Nach langen und intensiven Verhandlungen sei eine Einigung zustande gekommen, verkündete die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Dienstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hauptverbandsvertretern. Mit E-Card ist die Behandlung für Krebspatienten damit kostenlos.

Die Einigung zur Finanzierung von Behandlungen im Med-Austron-Zentrum für Ionenstrahlentherapie wurde im Rahmen einer Pressekonferenz bekanntgegeben.
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Hauptverbandschef Alexander Biach skizzierte die Eckpunkte des vereinbarten Pakets: Vorgesehen sei ein durchschnittlicher Einheitstarif, der ab 2019 valorisiert werde. Die Behandlungskosten pro Patient liegen laut Bernhard Wurzer, Generaldirektorstellvertreter im Hauptverband, im Durchschnitt bei etwa 33.000 Euro. Bei Bedarf werden zudem Nächtigungskosten übernommen, wenn nötig auch für eine Begleitung. Privatpatienten werden nicht bevorzugt, hieß es. Zudem werden Wartezeiten auf die Behandlung im Internet veröffentlicht.

Die Einigung gelte rückwirkend ab dem Behandlungsstart im Dezember, erklärte Med-Austron-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Schneeberger, zugleich Klubobmann der ÖVP Niederösterreich und Bürgermeister von Wiener Neustadt. Patienten, die seitdem therapiert wurden, erhalten eine Entschädigung. Die Kostenübernahme durch den Hauptverband sei auch ein "Signal gegen Zwei-Klassen-Medizin", betonte Mikl-Leitner. Die Landeshauptfrau sprach – wie Biach – von einem "Quantensprung".

Einheitlicher Bewilligungsprozess

Besonders bei Knochentumoren im Schädelbereich und bei Kindern sei die Ionenstrahlentherapie "höchst geeignet", sagte Wurzer. Über ein multidisziplinäres Tumorboard werde eine Behandlungsempfehlung abgegeben, der Bewilligungsprozess sei österreichweit einheitlich.

"Die Kosten werden ohne Vorleistung des Patienten übernommen", hielt Wurzer fest. Wiener Neustadt sei das modernste von weltweit fünf derartigen Zentren, sagte Mikl-Leitner. Bisher sind laut Wurzer rund 100 Patienten pro Jahr zur Behandlung ins Ausland geschickt worden. Sie könnten nun in Österreich therapiert werden.

Patienten werden im Med-Austron-Zentrum meist einmal pro Tag fünf Mal wöchentlich über einen Zeitraum von fünf bis acht Wochen behandelt. Die ersten Therapien wurden im Dezember 2016 durchgeführt, bisher wurden 100 Personen behandelt. 20 Patienten haben ihre Therapie laut Mikl-Leitner bisher abgeschlossen. Ab 2020 sollen im Vollbetrieb jährlich bis zu 1000 Personen behandelt werden.

Bisher hatte der Hauptverband nur einen Teil der Kosten übernommen, Patienten blieben meist auf Kosten von zumindest 8000 Euro sitzen. Aus diesem Grund sind bisher viele Patienten aus Österreich auf ein ähnliches Institut in München, das Rinecker Proton Therapy Center, ausgewichen, das einen bestehenden Vertrag mit dem Hauptverband hat. Dort wurden sämtliche Behandlungskosten übernommen. (red, APA, 27.6.2017)