"Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen", notierte Johann Wolfgang von Goethe 1788 während seiner italienischen Reise. Wie recht er hatte ...

Foto: Heidi Seywald

Dieser Tage, wenn wieder Millionen Menschen der Hitze der Stadt und dem Alltag der Werktätigkeit entfliehen, um ihren imaginären und persönlichen Sehnsuchtsort zu finden, ist es nur würdig und recht, daran zu erinnern, dass der mittelhochdeutsche Begriff "Reise" gleichbedeutend mit "Kriegsfahrt" war. Oft fühlt man sich an Raubzüge erinnert, wenn Touristen wie Ameisen- und Heuschreckenschwärme in fremde Länder einfallen. Eingedenk dieser und vieler anderer Fakten der Geschichte des Reisens – wie Wallfahrt, Pilgerfahrt, Entdeckungsreisen, der adeligen Grand Tour des 17. und 18. Jahrhunderts – lädt Stefan Bitterle zu nostalgischen Zeitreisen.

Neben historischen Fakten und begleitenden Essays entführt Bitterle vor allem fotografisch in ferne Länder und Epochen. Anfang des 19. Jahrhunderts kam Reisen als Zeitvertreib in Mode. Karl Baedecker publizierte 1827 seine ersten Reiseführer. John Murray folgte 1836. Die erste Pauschalreise bot Thomas Cook 1841 an: eine Bahnfahrt vom britischen Leicester nach Loughborough.

Tour/retour inklusive Verpflegung: einer Tasse Tee und eines Schinkensandwichs. Dass daraus mehr wurde, belegen heute überfüllte Strände, Städte und Straßen, überbuchte Flugzeuge und Hotels. Vom Charme alter Zeiten künden hingegen die wunderbaren Fotografien von Schiffen, Flugzeugen, einsamen Gipfeln, mondänen Seebädern, malerischen Buchten, amüsanten Modetrends aus 200 Jahren Fernweh. Man begegnet legendären Orten, Routen, Menschen und Momenten. Bon voyage! (Gregor Auenhammer, 1.7.2017)