Die einen suchen Aufmerksamkeit, die anderen beklagen einen Demo-Marathon.

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Wien – Die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) stößt sich seit geraumer Zeit an den zahlreichen Demonstrationen auf der Ringstraße. Der Kritik will man nun mit konkreten Zahlen Nachdruck verleihen. Demnach haben demo- und veranstaltungsbedingte Sperren der Verkehrsachse allein im Vorjahr Umsatzrückgänge von 35 Mio. Euro im City-Einzelhandel verursacht. Gefordert wurden einmal mehr eigene Demozonen.

Das Thema sei bereits seit Jahren virulent, sagte Handelsspartenobmann Rainer Trefelik am Montag in einer Pressekonferenz: "Die Rückmeldungen der Unternehmer sind mit der Zeit so dramatisch geworden, dass wir eine wissenschaftliche Bewertung gemacht haben." Gemeint ist damit eine aktuelle Studie der KMU Forschung Austria, die die Interessensvertretung in Auftrag gegeben und nun präsentiert hat.

Umsatzverluste

Demnach war der Ring 2016 an 37 Einkaufstagen durch Veranstaltungen oder Demos zumindest teilweise und für einige Stunden für den Verkehr gesperrt – davon 19 Mal am Samstag. Von den 200 befragten Shopeigentümern und Filialleitern gaben mit 64 Prozent fast zwei Drittel an, an den Sperrtagen Umsatzverluste hinnehmen zu müssen. Im Durchschnitt betrug das Minus 18 Prozent. Alles in allem gingen den Innenstadt-Geschäften somit 35 Mio. Euro verloren. Das seien 2,6 Prozent des Gesamtjahresumsatzes aller 1.460 Einzelhandelsunternehmen der City, der im Vorjahr bei 1,36 Mrd. Euro lag, rechnete Peter Voithofer, Direktor der KMU Forschung Austria, vor.

Wobei der sogenannte Mittel- und Langfristbedarf – also Bekleidung, Möbel, Elektrowaren oder Bücher – stärker betroffen waren als Lebensmittelgeschäfte und Drogerien. Und ausschlaggebend ist auch, wo genau man als Unternehmer im 1. Bezirk angesiedelt ist. Denn die Ringsperren fanden zumeist im Bereich Kärntner Ring-Opernring-Burgring statt. Somit waren die Verluste etwa in der Gegend Oper/Kärntner Straße/Graben wesentlich höher als etwa im Schottenviertel oder rund um den Schwedenplatz.

Untragbare Situation

Die Situation sei teils untragbar geworden, so der Tenor in der Pressekonferenz. Deshalb bekräftigen die Wirtschaftsvertreter ihre Forderung, dass Demos und Veranstaltungen künftig nur noch in definierten Zonen bewilligt werden. Vorstellen kann sich die Kammer etwa den Schwarzenbergplatz, den Platz der Menschenrechte vor dem Museumsquartier oder den Rathausplatz. "Das funktioniert ja am 1. Mai auch relativ gut", konnte sich Trefelik eine kleine Spitze in Richtung SPÖ nicht verkneifen.

Es gehe nicht darum, dass Grundrecht für Demonstrationen zu beschneiden. Man wolle eine gemeinsame Lösung, um die Anliegen der Aktivisten und des Handels gleichermaßen zu berücksichtigen – also Vermeidung großräumiger Verkehrssperren bei gleichzeitig hoher Sichtbarkeit für die Veranstalter. "Genau deshalb kann man auch Orte wie die Donauinsel oder die Prater Hauptallee vergessen", meinte der Spartenobmann.

Durch den Demo-Marathon am Ring werde der stationäre Handel in der City langfristig jedenfalls nicht gehalten werden können, warnte er. Denn wenn es zu mühsam für die Kunden werde, dann würde eben in der SCS, in Parndorf oder im Internet geshoppt. (APA, 3.7.2017)