Warschau – Während in Österreich der Umstand Wellen schlägt, dass das historische Stadtzentrum Wiens von der Unesco auf die Rote Liste des Welterbes gesetzt wurde, hat sich die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur auch bezüglich einer natürlichen Welterbestätte zu Wort gemeldet: Sie hat sich nun in den Streit zwischen Polen und der EU um die Wälder von Bialowieza eingeschaltet.

Es handelt sich dabei um ein Naturschutzgebiet an der Grenze zu Weißrussland, in dem der letzte Tiefland-Urwald Europas liegt. In die Annalen der Naturwissenschaft haben sich diese Wälder als eines der allerletzten Rückzugsgebiete des Wisents eingeschrieben. Der europäische Verwandte des nordamerikanischen Bisons war Anfang des 20. Jahrhunderts fast ausgestorben. Mit knapper Not konnte die Spezies gerettet werden – in den 1950er Jahren kam es schließlich zu den ersten Auswilderungen in Bialowieza, wo heute wieder knapp 2.000 Wisente leben.

Prüfung und Drohung

Das Welterbe-Komitee forderte die polnische Regierung am Donnerstag dazu auf, das Abholzen Jahrhunderte alter Bäume in den Wäldern von Bialowieza unverzüglich einzustellen. Die polnischen Behörden begründen den Holzeinschlag mit Borkenkäferbefall. Im April hatte die EU-Kommission eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof angedroht, sollte Polen das Abholzen der Bäume nicht beenden.

Teile des Urwalds stehen auf der Welterbe-Liste der Unesco. Es werde nun geprüft, ob durch den Holzeinschlag intakte ökologische Prozesse gefährdet sind, teilte das Komitee mit. Sollte der außergewöhnliche universelle Wert von Bialowieza in Gefahr sein, käme ein Eintrag auf der UNESCO-Liste des gefährdeten Welterbes in Frage.

Riff wird nicht rot

Der Roten Liste vorerst entgangen ist indes das Great Barrier Reef. Der Aktionsplan der australischen Regierung zum Schutz des weltgrößten Korallenriffs habe das zuständige Unesco-Komitee überzeugt, sagte Australiens Umweltminister Josh Frydenberg. Der Aktionsplan sieht verschiedene Maßnahmen vor, mit denen das Ökosystem des Great Barrier Reef bis 2050 besser geschützt werden soll. Die Regierung will unter anderem rund 1,4 Milliarden Euro investieren, um etwa die Wasserqualität zu verbessern.

Das Riff ist seit 1981 offizielles Weltnaturerbe der Unesco. Die UN-Behörde hatte in den vergangenen Jahren immer wieder damit gedroht, das Riff auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen, da sich die australische Regierung nicht ausreichend um den Schutz bemühe. Seit 2016 sind auf einer Fläche von Hunderten Quadratkilometern unzählige Korallen vor Australiens Nordostküste wegen extrem warmer Temperaturen abgestorben.

Den aktuellen Schutzbemühungen helfen auch wirtschaftliche Erwägungen auf die Beine: Das Naturwunder bringt Australien jährlich rund 6,4 Millionen Australische Dollar an Tourismuseinnahmen ein. Mehr als 64.000 Jobs hängen direkt von der Arbeit am Riff ab. (red, APA, 6. 7. 2017)