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US-Außenminister Rex Tillerson beim noch relativ neuen saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Die Saudis sind nicht glücklich über seine Position.

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Doha/Riad/Wien – Rex Tillerson ist momentan nicht gerade der beliebteste Mann in Saudi-Arabien. Mehr als einen Monat nach Ausbruch der Katar-Krise begab sich der amerikanische Außenminister an den Golf, um sich in Shuttle-Diplomatie zwischen Katar, Saudi-Arabien und dem zwischen den zerstrittenen Staaten vermittelnden Kuwait zu üben. Dabei ließ er es jedoch – so die Ansicht in den Staatskanzleien jener Länder, die sich im Boykott Katars vereint haben – an einer eindeutigen Parteinahme gegen das kleine reiche Emirat, das die größte US-Militärbasis im Nahen Osten beherbergt, fehlen. In Doha benützte Tillerson sogar das Wort "vernünftig" für die katarische Position, zum Ärger Riads.

Im saudischen Jeddah traf Tillerson am Mittwoch nicht nur König Salman und den neuen Kronprinzen Mohammed bin Salman, sondern auch alle Außenminister der Kontrahenten Katars: Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Bahrain und Ägypten. Tillerson hatte bei seinem Besuch in Doha eine gemeinsame US-katarische Vereinbarung über Maßnahmen gegen Terrorismusfinanzierung unterschrieben und so klar gemacht, was für die USA wirklich wichtig ist. Für Saudi-Arabien und Konsorten ist das jedoch viel zu wenig, sie haben noch eine lange Forderungsliste, etwa, was katarische Medien betrifft, die Katar als Eingriff in seine Souveränität zurückweist.

Kein Hinweis auf Entspannung

Und so beendete Tillerson am Donnerstag seinen erneuten Besuch in Katar ohne einen Hinweis auf eine mögliche Entspannung im Streit der arabischen Golfstaaten. "Ich hoffe, Sie unter besseren Umständen wiederzutreffen", sagte der Bruder des Emirs, Sheikh Mohammed, bei Tillersons Verabschiedung.

Dünnlippig werden nun die "verwirrenden" Signale angesprochen, die seit Wochen aus den USA kommen: Tatsächlich griff US-Präsident Donald Trump nach seinem Besuch in Saudi-Arabien im Mai willig das saudische Narrativ auf, dass Katar derjenige Staat am Golf sei, der allein für die finanzielle Unterstützung der jihadistischen Gruppen in der Region verantwortlich sei. Mit Trump im Hintergrund erhoben die vier Staaten ihre maximalistischen Forderungen an Katar – die jedoch vom US-Außenministerium von Beginn an ziemlich offen kritisiert wurden, weil sie unerfüllbar sind.

Hoch gepokert

Die Katar-Krise wird auf allen Ebenen ausgefochten. Beide Seiten haben ihre medialen Apparate hochgefahren, und es wird auch eifrig geleakt: zuerst die 13-Punkte-Forderungsliste an Katar, zuletzt zwei mit Katar in Riad geschlossene Vereinbarungen von 2013 und 2014. Sie sollen beweisen, dass Katar bereits einmal vertragsbrüchig geworden und demnach die harte Linie gerechtfertigt ist.

Liest man diese Dokumente jedoch genau, wird man sehen, dass es Saudi-Arabien damals eher nicht um "Terrorismusbekämpfung" ging, in dem Sinn, in dem es der Westen versteht: Austrocknen aller radikalen islamistischen Gruppen. Die Forderung an Katar war, nichts und niemanden zu unterstützen, der gegen die Golfmonarchien und gegen das Regime von Abdelfattah al-Sisi opponiert, das 2013 in Ägypten auf den Sturz des Muslimbruderpräsidenten Mohammed Morsi folgte. Eben auch keine "antagonistischen Medien". Dass sich die Katarer nicht daran gehalten haben, sondern ihre Spielchen um regionale Einflussnahme weiter gespielt haben, ist sicher: Und sie haben tatsächlich zu hoch gepokert.

Böse Muslimbrüder, gute Salafisten

Die Muslimbrüder kamen in der Vereinbarung von 2013/14 vor, nicht jedoch die radikalen Salafisten, Al-Kaida und ihr syrisches Outlet Al-Nusra – jetzt auf den Lippen eines jeden saudischen Offiziellen, der gegen Katar lobbyiert – oder der "Islamische Staat", den es damals auch schon gab. Die palästinensische Hamas wird nicht ausdrücklich genannt, aber sie ist ja den Muslimbrüdern zuzurechnen. Wenn sich jedoch saudische Offizielle heute so sehr über die katarische Unterstützung für die Hamas echauffieren, so ist das vor allem für das westliche Publikum bestimmt. König Salman hat ein paar Monate nach seiner Thronbesteigung 2015 den damaligen Hamas-Chef Khaled Meshaal getroffen. In der arabischen Welt kommt das Hamas-Bashing auch gar nicht so gut an. (ANALYSE: Gudrun Harrer, 13.7.2017)