Wien – In mancher Suppe lässt sich ein Haar finden. So gibt es in der am Mittwoch vorgestellten mittelfristigen Wachstumsprognose des Instituts für Höhere Studien (IHS) bis 2021 auch weniger erfreuliche Aspekte. Die Arbeitslosigkeit in Österreich wird über die kommenden Jahre zwar sinken. Doch die Veränderung soll moderat sein. Für das Jahr 2021 erwartet das IHS eine Arbeitslosenquote von acht Prozent, was für österreichische Verhältnisse immer noch hoch ist. Zuletzt, im Jahr 2016, lag die Quote bei 9,1 Prozent.

Auch gibt es schwer abschätzbare Risiken, wie den Brexit oder die protektionistischen Drohgebärden aus den USA, die den Aufschwung trüben könnten.

Doch aus heutiger Perspektive spricht laut IHS-Ökonomen viel dafür, dass die kommenden fünf Jahre wirtschaftlich spürbar besser werden als die vergangenen fünf. Die Beschäftigung wird kräftig steigen. Deutlich zunehmen wird auch die Bautätigkeit in Österreich. Die realen Bauinvestitionen sind im Zeitraum 2012 bis 2016 nur um 0,3 Prozent pro Jahr gestiegen. Niedrige Zinsen, eine wachsende Bevölkerung und eine zuletzt bessere Reallohnentwicklung sollen die Bautätigkeit in den kommenden Jahren beflügeln. Bereits in den vergangenen Monaten wurde merklich mehr gebaut.

Mehr Investitionen

Die Ökonomen rechnen damit, dass die Unternehmen im Prognosezeitraum stärker in neue Maschinen und Gebäude investieren. Zählt man hinzu, dass die Exporte zulegen dürften und der Konsum sich gut entwickelt, hat man alle Mosaiksteine zusammen, die laut IHS für das "solide" Wachstum bis 2021 verantwortlich sind.

"Insbesondere wenn man bedenkt, wie die Erwartungen zu Jahresbeginn waren, sieht es jetzt sehr gut aus", sagt IHS-Chef Martin Kocher im STANDARD-Gespräch über die Konjunktur. Wobei gilt, dass langanhaltende Prognosen besonders unsicher sind.

Interessant ist die Entwicklung der Produktivität, also die Steigerungen bei der Menge der erzeugten Industriegüter und Dienstleistungen pro Arbeitnehmer. Das IHS rechnet mit einem moderaten Zuwachs von 0,4 Prozent pro Jahr bis 2021. "Damit ist der Spielraum für Lohnerhöhungen nicht sehr groß", sagt der IHS-Ökonom Klaus Weyerstrass. Nach der alten Formel bei Lohnverhandlungen, Produktivität plus Inflationsabgeltung ergeben Gehaltsplus, dürfen die Österreicher im Schnitt mit Lohnsteigerungen von 2,4 Prozent in den kommenden Jahren rechnen. Wobei es natürlich von Branche zu Branche große Unterschiede gibt. Die Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde hat sich in Österreich gut entwickelt, ist seit 2000 zum Beispiel stärker gestiegen als in Deutschland. Doch die Produktivität pro Arbeitnehmer legt in Österreich nur mäßig zu, weil im Schnitt mehr Teilzeit gearbeitet wird, womit weniger Stunden zusammenkommen.

Nicht berauschend, aber doch stärker als zuletzt zulegen wird die totale Faktorproduktivität. Mit ihr messen Ökonomen den technischen Fortschritt. Dafür mitverantwortlich sind nicht zuletzt die stärkeren Investitionen der Unternehmer. (szi, 19.7.2017)