Wenn man die Absetzung des pakistanischen Premiers Nawaz Sharif durch das Höchstgericht vom demokratischen Standpunkt aus betrachtet, dann ist das ein wichtiger Tag für das Land: Dass Regierungschefs entmachtet werden, ist in Pakistan fast normal – aber nicht, weil nicht mehr hingenommen wird, dass sie ihre Position dazu benützt haben, sich und ihre Familien zu bereichern. Das lässt manche Beobachter auf eine neue Ära der Transparenz und der Verantwortung hoffen.

Andere sind skeptischer – denn wie so oft in Ländern des globalen Südens war es ein innenpolitischer Rivale, der dafür gesorgt hat, dass die Causa nicht einschläft: Imran Khan und seine PTI (Bewegung für Gerechtigkeit). Der Kampf zwischen PTI und Sharifs Muslimliga wird bis zu den nächsten Wahlen weitergetragen, und, so viel ist sicher, die Sharif-Familie, die seit Jahrzehnten in der pakistanischen Politik mitspielt, ist noch lange nicht weg.

Pakistan lebt in seinem eigenen Spannungsfeld zwischen Militär und Islamismus und in einer schwierigen Region: die Erzfeindschaft mit Indien, die andauernde Instabilität in Afghanistan – wo Pakistan die Taliban zur eigenen Machtprojektion nützte -, und die explosive Lage am Persischen Golf. Die politische Neutralität Pakistans zwischen den großen Rivalen Iran und Saudi-Arabien wird immer unbequemer. Das ist kein Umfeld, das Staaten den Weg zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erleichtert. (Gudrun Harrer, 28.7.2017)