Irmgard Griss (hier mit Neos-Chef Matthias Strolz) dürfte den Neos den Wiedereinzug ins Parlament garantieren.

Christian Fischer
Standard

Linz – Die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Irmgard Griss, die für die Neos kandidiert, wird von 43 Prozent der Wahlberechtigten als Mandatarin in der nächsten Gesetzgebungsperiode gewünscht. Das ergibt die in der Vorwoche durchgeführte Market-Umfrage für den STANDARD.

Market-Institutschef David Pfarrhofer betont, dass das nicht auf Stimmen für die Neos hochgerechnet werden darf. Wohl aber sei es ein Indikator dafür, dass prominente Quereinsteiger im Parlament gewünscht werden.

Die Fragestellung lautete: "In den vergangenen Wochen haben ja einige Personen erklärt, dass sie für den Nationalrat kandidieren wollen. Ich lese Ihnen nun einige Namen vor und bitte Sie, mir jeweils zu sagen, ob Sie diese Personen – unabhängig von der Partei, die Sie vielleicht selber bevorzugen – die nächsten fünf Jahre als Volksvertreter im Parlament haben wollen oder nicht."

Profilierung für die Neos

Bei Griss sagten 43 Prozent, dass sie sie als Abgeordnete wünschen, 41 Prozent sind dagegen. Griss punktet bei Wahlberechtigten mit höherer Bildung und bei jüngeren Befragten – "und sie kommt in allen Parteiwählerschaften außer in der der FPÖ mehrheitlich gut an. Da wirkt die Polarisierung der Bundespräsidentenwahl nach, denn bekennende Hofer-Wähler lehnen Griss ähnlich stark ab, wie bekennende Van-der-Bellen-Wähler Griss im Parlament sehen wollen", sagt Pfarrhofer.

Dass die Neos Griss für eine Kandidatur gewinnen konnten, sieht Pfarrhofer als wichtigen Schachzug für das parlamentarische Überleben dieser Partei: Noch im Juni erschien es nicht sicher, ob die Neos die Vier-Prozent-Hürde im Oktober schaffen würden – mit Griss auf einem sicheren Listenplatz scheint das aber sicher zu sein. Die in der Hochrechnung ausgewiesenen fünf Prozent seien statistisch gut abgesichert.

Motivation der Anhänger

Auch andere Quereinsteiger hätten positive Effekte, zeigt die Umfrage: 32 Prozent wollen die ehemalige Stabhochspringerin Kira Grünberg im Parlament haben – bei ihr äußert sich aber (wie bei allen anderen Personen außer Griss) eine Mehrheit skeptisch bis ablehnend. "Kira Grünberg wird allerdings von jedem zweiten ÖVP-Wähler im Nationalrat gewünscht, für die Liste Kurz ist das natürlich der erhoffte Mobilisierungseffekt", sagt Pfarrhofer.

Ähnlich sei das mit dem Ex-Grünen Efgani Dönmez, den sich 23 Prozent der Wahlberechtigten, aber ein Drittel der ÖVP-Wähler im Parlament wünschen; und mit Opernball-Organisatorin Maria Großbauer, die zwölf Prozent der Wahlberechtigten, aber einen doppelt so hohen Anteil unter der ÖVP-Gefolgschaft anspricht.

Kolba punktet bei Sozialdemokraten

Auch für die Liste Pilz dürfte sich das Engagement des prominenten Konsumentenschützers Peter Kolba auszahlen: 29 Prozent der Befragten wollen ihn im Parlament sehen – in der Market-Hochrechnung kommt Pilz allerdings bisher nur auf vier Prozent, was den Parlamentseinzug noch nicht sicher erscheinen lässt. Auffallend ist, dass Kolba besonders bei erklärten SPÖ- und Van-der-Bellen-Wählern überdurchschnittlich gut ankommt.

Einen Parlamentseinzug des Ex-Kabarettisten Roland Düringer würden 22 Prozent begrüßen, den der Juso-Chefin Julia Herr nur elf Prozent. Allerdings punktet Herr bei den erklärten Anhängern von Sozialdemokratie und Grünen deutlich höher.

Schließlich testete Market noch den Wunsch nach dem Ex-Freiheitlichen Karl Schnell ab. Den wünschen sich sechs Prozent im Parlament. Allerdings weiß man beim FPÖ-Rebellen Schnell, der Mitte Juli die Kandidatur der Freien Partei angekündigt hat, nicht so recht, wofür er eigentlich steht.

57 Prozent der Befragten sagten, dass sie das Konzept der Freien Partei zu wenig kennen, um es beurteilen zu können, weitere 24 Prozent machen keine Angabe. Gerade sechs Prozent stimmen dem weithin unbekannten Konzept zu, 17 Prozent lehnen es ab.

Wofür Parteien stehen

Pfarrhofer betont, dass die Frage nach den Ideen und Konzepten der Parteien vor allem das Vertrauen widerspiegelt: "Viele Leute meinen ja, dass die ÖVP kein Programm habe, weil sie noch kein Wahlprogramm veröffentlicht hat – dabei hat die ÖVP ja ein erst zwei Jahre altes Parteiprogramm. Aber das wissen wahrscheinlich nicht einmal alle Mitglieder. Entscheidend ist die Einschätzung, dass man einer Partei gute Ideen zutraut." Und da werden die ÖVP-Vorstellungen überwiegend als gut, jene von FPÖ, Grünen und Team Stronach aber von einer großen Mehrheit als schlecht eingeschätzt. (Conrad Seidl, 6.8.2017)