Bild nicht mehr verfügbar.

Die Voestalpine meldete am Mittwoch eines der besten Quartalsergebnisse der Konzerngeschichte. Der Linzer Konzern profitierte von der steigenden globalen Nachfrage nach Stahl und Metallkomponenten in der Industrie. Im Bild reinigt einer der weltweit 50.000 Mitarbeiter einen Stahlblock im Werk in Donauwitz.

Foto: Reuters/Bader

Wien – Erdöl und Stahl sind nach wie vor die Schmiermittel der globalen Exportwirtschaft. Wenn derzeit das Wachstum von China bis zu den USA anzieht, profitiert auch die heimische Industrie. Dank der starken Nachfrage nach Metallprodukten hat die Linzer Voestalpine am Mittwoch ihre bestes Quartalsergebnis seit Ausbruch der Finanzkrise vorgelegt. Analysten erwarten auch beim Ölkonzern OMV, der seine Zahlen am kommenden Donnerstag präsentiert, einen Gewinnsprung.

Die beiden Industrieriesen sind nur ein Pars pro Toto. Die Wirtschaft brummt momentan. Österreichs BIP ist zwischen April und Juni deutlich stärker als der Durchschnitt des Euroraums gewachsen, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) am Mittwoch meldete. Mit 0,9 Prozent übertraf die heimische Konjunktur die Entwicklung in den Euroländern und in den EU-28, wo das Wachstum im zweiten Quartal jeweils nur ca. 0,6 Prozent betrug.

Abhängig von außen

Österreich verdankt den Platz im europäischen Spitzenfeld der hohen Exportquote. Immerhin jeder zweite Arbeitsplatz hängt zumindest indirekt daran. Nach Deutschland folgen mit viel Abstand die USA und Italien als wichtigste Exportdestinationen. Die heimische Konjunktur richtet sich stark nach den Entwicklungen in diesen Märkten.

· Italien: rfreulich ist, dass die Wirtschaft des südlichen Nachbarn seit Jahresbeginn stabil wächst. Auch die Produktion erlebte im Juli den kräftigsten Zuwachs seit Dezember, wie das Statistikamt in Rom am Mittwoch bekanntgab.

· Deutschland: Die Bundesrepublik war in den ersten fünf Monaten mit 18 Milliarden Euro der stärkste Absatzmarkt für heimische Produzenten. Dort ist die Wirtschaft zuletzt mit 0,8 Prozent schneller gewachsen als noch zu Jahresbeginn, wie das Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) am Dienstag schätzte. Sowohl die Handelsüberschüsse als auch der Geschäftsklimaindex liegen seit Monaten auf Rekordhöhe. Allerdings hängt Deutschlands Wachstum ebenfalls am Export und weniger am Inlandskonsum.

· USA: Mit knapp vier Milliarden an Exporten von Jänner bis Mai waren die USA der zweitgrößte Abnehmer heimischer Güter. Zumal die Vereinigten Staaten ein hohes Handelsbilanzdefizit mit Deutschland betreiben, ist ihre Rolle für die österreichischen Zulieferer viel größer, als die Handelszahlen nahelegen.

Somit könnten die Ambitionen von US-Präsident Donald Trump, sein Land stärker mit Zöllen abzuschotten, die heimische Wirtschaft spürbar treffen. Bisher blieb es jedoch nur bei großen Tönen aus Washington. Die US-Wirtschaft hat sich unter Trump – wenngleich nicht seinetwegen – gut entwickelt. Nach einem schwächeren Start ins Jahr hat das Wachstum im zweiten Quartal auf 0,6 Prozent angezogen.

Zwei Drittel der Wirtschaftsleistung hängen vom Konsum ab. Im zweiten Quartal gaben die Verbraucher mehr aus. Doch die Nachfrage hat sich im Juli wieder eingetrübt. Nicht umsonst blickt die US-Notenbank Fed mit Adleraugen auf die Verbraucher. Ihre Kauflaune beeinflusst letztlich die Preise und somit die Geldpolitik. Diese befindet sich immer noch im Krisenmodus.

Konsumnachfrage stockt

Österreichs Verbraucher halten sich derzeit eher zurück. Das sei aber nicht verwunderlich, sagt Marcus Scheiblecker vom Wifo. Positive Effekte der Steuerreform seien nun abgeklungen. Die Kauflaune der Bevölkerung reagiert in der Regel als letzter Indikator, nachdem Exporte und Investitionen bereits anziehen. Bisher hat die Konjunktur aber noch keine tiefen Wurzeln bei den Konsumenten geschlagen. Der Blick der Konjunkturforscher bleibt daher vorerst nach außen gerichtet. (Leopold Stefan, 9.8.2017)