KAV-Problemkind mit Kostenexplosion: das Krankenhaus Nord in Wien-Floridsdorf.

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Wien – Ein Bericht der "Presse", wonach die Kosten im Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) im zweiten Halbjahr 2017 um 20 Prozent zu senken seien, hat am gestrigen Donnerstag für Aufregung gesorgt. Dies würden nicht kommen – zumindest vorerst, ließ nun auch der Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Wiener Vize-Kammerpräsident Wolfgang Weismüller in einer Aussendung wissen. Man werde aber die Entwicklung in den nächsten Wochen und Monaten "sehr genau" beobachten. Dem KAV müsse klar sein, dass es seitens der Ärzteschaft "massiven Widerstand" geben werde, "wenn es jemals zu einem solchen diktierten Sparkurs kommen sollte", so die Warnung Weismüllers.

Der KAV dementierte den kolportierten Sparkurs gegenüber dem STANDARD. Die "Presse" hatte sich auf anonyme Quellen berufen. Auch laut einem Sprecher von Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) gibt es keine diesbezügliche Weisung aus dem Rathaus. Man sei "optimistisch", dass der KAV das im Herbst des Vorjahres beschlossene Budget einhalten werde, sagte ein Sprecher.

Beim KAV räumt ein Sprecher lediglich ein, dass es eine "permanente Suche nach Kostenoptimierungspotenzialen" gebe. Man wolle sich "budgetär verbessern", da man in einigen Bereichen höhere Kosten in Kauf nehmen müsse: etwa bei Medikamenten und medizinischem Equipment, die immer teurer würden. Dies werde ausgeglichen, indem man bei der Logistik spare und die "Marktmacht des KAV" nutze. "Das trifft die Patienten überhaupt nicht", sagte der Sprecher. Seit 2013 seien die Kosten auf diese Weise um rund 125 Millionen Euro "gedämpft" worden. Konkrete Sparmaßnahmen nannte er nicht.

Es sei derzeit noch zu früh, um mit "einhundertprozentiger Sicherheit" zu sagen, ob das Budget dieses Jahr eingehalten wird. Ob man mit einem Fehlbetrag wie in den Vorjahren rechne, wollte der Sprecher nicht kommentieren.

2,74 Milliarden Euro Budget

Aus dem letzten Geschäftsbericht des KAV geht hervor, dass der Fehlbetrag 2015 109,9 Millionen Euro und 2014 54,2 Millionen Euro betrug. Das Budget stieg von rund 2,5 Milliarden (2015) und 2,6 Milliarden (2016) auf heuer 2,74 Milliarden Euro an.

Die ÖVP Wien kommentierte die kolportierte Kostensenkung als "fahrlässige Gefährdung". Auch die Neos Wien befürchten "Einschnitte in der Versorgungsqualität". Die Wiener FPÖ forderte einen runden Tisch mit allen Verantwortlichen.

Der KAV soll bis 2019 zu einer Anstalt öffentlichen Rechts umorganisiert werden. Die Ausschreibung für die neue Geschäftsführung werde derzeit vom Magistrat geprüft. (cmi, APA, 11.8.2017)