Das Umfrageinstitut Market verzeichnet leichte Verbesserung für die Sozialdemokraten.

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Linz – Wenn an vergangenen Wochenende gewählt worden wäre – und nicht erst am 15. Oktober –, dann hätte die ÖVP bereits gewonnen. Die ÖVP führt in der aktuellen Market-Umfrage mit 33 Prozent vor der SPÖ mit 26 und den Freiheitlichen mit 24.

Allerdings verzeichnet Market leichte Verbesserung für die Sozialdemokraten. Institutschef David Pfarrhofer: "Das darf man nicht überbewerten, aber die SPÖ hat in unserer Umfrage einen Prozentpunkt zugelegt, FPÖ und ÖVP sind unverändert." Dass es eine Bewegung zugunsten der SPÖ geben könnte, werde allerdings auch durch die guten Umfragewerte von Kanzler Christian Kern nahegelegt. Kern legte in der Kanzlerfrage zwei Prozentpunkte zum, Herausforderer Sebastian Kurz verlor zwei Prozentpunkte seit der Augustumfrage.

Wo bleiben Grüne, Neos und Co?

Was die Umfrage ebenfalls zeigt: Die Grünen sind mit vier Prozent gefährdet, die Hürde für den Wiedereinzug ins Parlament zu schaffen. Den Neos und Peter Pilz geht es mit fünf Prozent kaum besser. Und alle anderen Kleinparteien sind weit unter der bei Umfragen messbaren Größe – Market gibt allen zusammen nur die Chance auf drei Prozent.

Der STANDARD ließ fragen: "Heuer kandidieren einige Parteien und Bewegungen, die bisher nicht im Parlament vertreten waren. Von welchen dieser Parteien und Bewegungen haben Sie gehört, dass sie bei der Nationalratswahl antreten?"

Darauf gaben 83 Prozent an, vom Antreten der Liste Peter Pilz zu wissen, 72 sagten dasselbe von Roland Düringers Liste Gilt. Schon die Kommunisten haben – obwohl sie mit einer "Plattform Plus" aus ehemaligen Junggrünen antreten – ein Aufmerksamkeitsproblem, nur 39 Prozent haben von ihrem Antreten gehört.

Von der "Freien Liste Österreich", auf der die ehemalige FP-Niederösterreich-Chefin Barbara Rosenkranz für den ehemaligen Salzburger FP-Chef Karl Schnell antritt, haben erst 34 Prozent gehört, von der Kandidatur der Weißen (das sind im Wesentlichen versprengte Reste des Team Stronach) haben gar nur 27 Prozent Notiz genommen.

Was man den Wahlwerbern zutraut

Es gibt auch Dinge, die Sebastian Kurz nicht so gut zugetraut werden. Oppositionschef zu werden, beispielsweise. Das trauen nach einer in der Vorwoche durchgeführten Market-Umfrage 40 Prozent dem SPÖ-Vorsitzenden Christian Kern zu, der das selber im ORF-Sommergespräch in den Raum gestellt hatte. Nur 23 Prozent können sich Kurz als Führer der Opposition vorstellen.

Ansonsten aber führt Kurz in vielen wichtigen Punkten: Ihm wird eher als dem Amtsinhaber zugetraut, die Wahl zu gewinnen, ein guter Kanzler zu sein und sich in Verhandlungen durchzusetzen. Außerdem wird Kurz eher als Kern bescheinigt, internationales Ansehen zu genießen. Wie die anderen Kandidaten und deren Kompetenzen eingeschätzt werden, zeigt die Tabelle – sie dokumentiert auch, dass Heinz-Christian Strache und Kurz viel stärker als Kern zugeschrieben wird, nur im Eigeninteresse zu handeln.

Gute Stimmung für Kurz

Eine weitere Frage erhellt das Stimmungsbild: "Politische Stimmungen ändern sich ja laufend. Für welche Partei ist die Stimmung derzeit eher besser geworden und für welche eher schlechter? Sagen Sie mir das bitte anhand von Schulnoten von 1 bis 5. 1 bedeutet 'Stimmung viel besser geworden', 5 bedeutet 'Stimmung viel schlechter geworden'." Dieselbe Frage wurde dann auch im Hinblick auf die Stimmung für die einzelnen Kandidaten abgetestet.

Dabei kommt heraus, dass 39 Prozent eine sehr viel besser gewordene Stimmung für die ÖVP und sogar 42 Prozent für Sebastian Kurz sehen, Mittelwert sind die Schulnoten 1,97 für die ÖVP und 1,86 für Kurz. Für die ÖVP und den damaligen VP-Spitzenmann Michael Spindelegger lauteten die Werte im September 2013 vor der letzten Nationalratswahl 3,20 beziehungsweise 3,11.

Die Werte für Kurz sind auch deutlich besser als 3,23 für die SPÖ (minimal schlechter als 2013, da waren es 3,05) und für Kern.

Wie die SPÖ aufholen kann

All das scheint für einen sicheren Wahlsieg der Liste Kurz zu sprechen – in Wahrheit zeigt es aber nur einen Teil des Meinungsspektrums der Wähler.

Im Auftrag des STANDARD fragt Market nämlich immer auch, wen die Österreicher als Kanzler wählen würden, wenn der Regierungschef direkt gewählt würde. Und da zeigt sich, dass Kern die Delle in seinem Popularitätstief überwunden hat: In einer Direktwahl käme er auf 31 Prozent (zwei Prozentpunkte mehr als im August) – da ist statistisch gesehen kein eindeutiger Rückstand hinter Kurz (32 Prozent in der Direktwahl) zu erkennen. Klar ist allerdings, dass alle beide deutlich vor dem FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache liegen, den nur 18 Prozent als Kanzler wollen. (Conrad Seidl, 11.9.2017)