Tim Voss wird erster künstlerischer Leiter des Wiener Künstlerhauses.

Foto: Künstlerhaus

Wien – Gegen 62 Mitbewerber hat er sich durchgesetzt: Der Deutsche Tim Voss wird neuer und auch erster künstlerischer Leiter des Künstlerhauses. Die zuletzt eher durch interne Querelen von sich reden machende Wiener Künstlervereinigung hatte sich im Zuge der Neuausrichtung dazu entschlossen, diese Position auszuschreiben.

Peter Bogner (2002-20012) und Doris Rothauer (1997-2002) waren zwar auch "künstlerische Leiter" des Hauses am Karlsplatz, aber hatten darüberhinaus auch die Funktion der Geschäftsführung der nicht mehr existenten Künstlerhaus GesmbH sowie des Generalsekretärs/Generalsekretärin des Vereins inne.

Der im Februar antretende Voss wird das Künstlerhaus-Programm allerdings nicht allein definieren können, sondern – wie es heißt – "in enger Zusammenarbeit mit dem Programmausschuss", einer siebenköpfigen Abordnung des Vereins.

Voss, Jahrgang 1968, studierte visuelle Kommunikation in Hamburg, bevor er ab 2006 zunächst den Kunstverein Harburger Bahnhof in Hamburg, das W139 in Amsterdam und zuletzt die Künstlerhäuser Worpswede leitete und dabei durchaus versuchte, Anknüpfungspunkte für ein Publikum zu finden, das nicht in der Kunst zu Hause ist.

Im Hinblick auf den verordneten Erneuerungsprozess und die Wiedereröffnung des Hauses am Karlsplatz im Februar 2019 ließ er wissen: "Mein Anliegen ist es, das Programm aus der eigenen Kompetenz der Kunstproduktion heraus zu entwickeln und in einen internationalen Austausch zu bringen."

Verständlicher wird diese Ansage, wenn man weiß, dass sich Voss als "Künstlerkurator" sieht. Für ihn ist es ein Zugang, der sich von jenem des Kurators völlig unterscheidet. In einem Interview mit dem Magazin Kultur & Gespenster im Jahr 2010 sagte er: "Das Künstlersein war insofern wichtig, weil es mir das Selbstbewusstsein verschafft hat, bereits in den Anfängen der Produktion hineinzugrätschen. Das war schon hier und da auf Krawall gebürstet. Ich hab' mich ziemlich eingemischt, denn ich glaube, das ist produktiv."

Neue "Factory" im Obergeschoß

"Wir freuen uns auf die Erneuerungen in den kommenden vier Jahren," sagte Michael Pilz, Präsident des Künstlerhauses. Geschäftsführer des Hauses am Karlsplatz ist Peter Zawrel. Der laufende Umbau hatte in den vergangenen Wochen für Unstimmigkeiten im Verein geführt, die schließlich im Ausschluss einiger Mitglieder mündeten.

Hintergrund des Konflikts war die Ende 2015 beschlossene Neugründung einer Betreibergesellschaft für das Künstlerhaus, an welcher Hans-Peter Haselsteiners Familienprivatstiftung 74 Prozent und das Künstlerhaus die restlichen 26 Prozent hält. Die Haselsteiner-Stiftung soll die Kosten für die Sanierung und Erhaltung des Gebäudes tragen und dafür Ausstellungsflächen im Erdgeschoß erhalten. Die knapp 500 Mitglieder fassende Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs wird weiterhin die Flächen im Obergeschoß sowie den neu geschaffenen Veranstaltungsraum "Factory" programmieren.

Haselsteiner hatte im Zuge der bauMax-Turbulenzen die Kunstsammlung von Firmengründer Karlheinz Essl durch eine Überführung in eine neue Besitzgesellschaft, an der seine Familienstiftung 60 Prozent hält, gesichert. Diese wurde der Albertina als Dauerleihgabe übergeben und soll teils im Künstlerhaus präsentiert werden. Gegen diese Pläne machten einige Mitglieder mobil. (APA, kafe, 10.10.2017)