
"Vielleicht wird die Fotografie dem Geist der Revolte eines Tages vollendeten und dauerhaften Ausdruck verleihen" räsonierte Man Ray, der mit seinen erotischen, surreal-rätselhaften Verfremdungen und technischen Innovationen im Paris der 1920er- und 1930er-Jahre zum Darling der Dadaisten und Surrealisten, vor allem aber zu einem der wesentlichsten Impulsgeber der modernen Fotografie wurde.
Ganz ähnlich klingt eigentlich das Credo Edward Westons: "Die Kamera sieht mehr als das menschliche Auge." Als Vordenker und früher Protagonist der "Straight Photography" schuf der US-Amerikaner mit seinen äußerst interpretationsfreien, oft eindeutig erotisch bis pornografisch stilisierten Studien von Pflanzen Körpern, Muscheln, Sand- und Steinformationen wahrlich Ikonen der Moderne. Seine Porträts und Stillleben zählen zum Charismatischsten der Kunstgeschichte. Einen anderen Zugang – weil aus der kommerziellen Werbung kommend – nannte Paul Outerbridge: "In Schwarz-Weiß deutet man an. In Farbe spricht man aus." Nichtsdestotrotz sind die wesentlichsten Arbeiten des Farbpioniers aus seiner frühen (schwarz-weißen) Periode.
In seiner Person schließt sich der Kreis der Fotokünstler, die Fotohistoriker Manfred Heiting in Kooperation mit Kuratorinnen internationaler Kunst-Foto-Sammlungen als Serie publizierte, ideal, überschritt er doch letztlich mit seinen konstruktivistischen Stillleben die Grenze zwischen Kunst und Kommerz, zwischen angewandter und bildender Kunst. Die Reihe versammelt Klassiker der Moderne – und das zu einem wohlfeilen Preis. Prädikat: wertvoll! (Gregor Auenhammer, Album, 24.10.2017)