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Wolfgang Schäuble, vielleicht nicht der größte Fachmann im Finanzministerium.

Foto: AP / Jose Luis Magana

Berlin – Nach Ansicht des scheidenden deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble (CDU) muss das Finanzministerium nicht zwingend mit einem Budgetexperten besetzt werden. "Er muss politisch führen können", sagte Schäuble der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" über die Anforderungen an den Ressortchef. "Der größte Fachmann muss er nicht sein."

"Darin liegt sogar eine Gefahr, weil er dann auf seine Berater nicht mehr hört." Natürlich gehe es darum, die Dinge zu verstehen, sagte Schäuble weiter. "Aber Sie müssen es auch kommunizieren können. Sonst erfüllt ein Politiker seine Aufgabe nicht." Als weitere Voraussetzungen nannte Schäuble kritische Distanz zu Interessenvertretern und die Beherrschung der Grundrechenarten. "Es hilft, wenn man Zahlen grob überschlagen kann: Geht das überhaupt auf, was da jetzt vorgeschlagen wird?"

Wechsel ins Amt des Bundestagspräsidenten

Schäuble will am Dienstag nach acht Jahren als Finanzminister ins Amt des Bundestagspräsidenten wechseln. Anerkennend äußerte sich der CDU-Politiker über FDP-Chef Christian Lindner, der als möglicher Anwärter auf seine Nachfolge gilt. Er habe "großen Respekt vor Lindners Leistung in den vier schwierigen Jahren, die seine FDP hinter sich hat".

Als "Zerrbild" wies Schäuble jedoch Lindners Vorwurf zurück, ein CDU-Finanzminister sei lediglich ein "leitender und leidender Beamter" am Gängelband der Kanzlerin. Gerade weil er nicht bequem sei, habe sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) 2009 für ihn entschieden, sagte Schäuble. "Es sollte nicht der Eindruck entstehen, sie wolle über das Finanzministerium selbst verfügen." (APA, AFP, 22.10.2017)