Das desolate, ehemalige Partyschiff Johann Strauß soll laut einem Bescheid der Stadt Wien aus dem Donaukanal entfernt werden.

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Der Immobilieninvestor Jamal Al-Wazzan pocht darauf, das desolate Schiff von Waldenburg erstanden zu haben. Laut dem Anwalt von Al-Wazzan gibt es Pläne, das Schiff zu sanieren und als Gastrobetrieb zu führen.

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Wien – Der historische Dampfer Johann Strauß rostet als Standschiff auf dem Wiener Donaukanal nahe dem Schwedenplatz zusehends vor sich hin. Die letzten Partys auf dem Schiff, das voll mit Graffitis ist, sind einige Jahre her. Und der Stadt ist der desolate Dampfer, der 1853 erbaut wurde, schon lange ein Dorn im Auge.

Vor zwei Wochen ließ die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) verkünden, dass das vor sich hin dümpelnde Schiff per Bescheid binnen drei Wochen zu entfernen sei – DER STANDARD berichtete. Die Mängel des Wracks seien alarmierend, sagte sie.

Zugestellt wurde der Bescheid als Schiffsbesitzer einem gewissen Norbert Weber. Dieser hatte sich als Expächter der Copa Cagrana, dem Freizeitareal an der Neuen Donau, jahrelange Rechtsstreitereien mit der Stadt geliefert. Laut Sima hätten zwei Personen den Bescheid an Weber übergeben, weil ihm dieser postalisch nicht zugestellt werden konnte. So einfach wird die Stadt das Wrack aber nicht los.

Denn Weber, der nach einer Heirat Waldenburg heißt, kündigte im Gespräch mit dem STANDARD an, der Räumung nicht nachzukommen. Die Frist läuft in einer Woche ab. Waldenburg sagte, dass er selbst nicht mehr Besitzer des Schiffs sei und ihn der Bescheid daher nicht mehr tangiere. Er habe das ehemalige Partyschiff vor Monaten an den Immobilieninvestor Jamal Al-Wazzan verkauft. Franz Podovsovnik, der Anwalt von Al-Wazzan, bestätigt das.

Gericht sieht Waldenburg als Eigentümer

Sima sagt hingegen, dass Waldenburg mit seiner Firma Boardwalk weiter der Besitzer ist. Das habe ein aktueller Entscheid des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Wien ergeben. Die Sache ist aber weitaus komplizierter.

So wollte Waldenburg selbst feststellen lassen, dass er und nicht seine Firma Eigentümer der Anlage ist. Er hätte sie "von der Boardwalk Entwicklungs GmbH mit Kaufvertrag vom 31. 12. 2011 um 181.619 Euro gekauft", wie es im Entscheid steht, der dem STANDARD vorliegt. Alleingesellschafter und Geschäftsführer der Firma Boardwalk ist freilich Waldenburg.

Das Landesgericht bezeichnete das jedoch als "Scheingeschäft", weil Waldenburg in Wahrheit einen Schenkungsvertrag abschließen wollte. Es sei "nichtig", wonach weiter die Waldenburg-Firma Boardwalk Besitzer ist. Laut Firmenbuch wurde der Konkurs der Firma Ende 2016 mangels Kostendeckung aufgehoben. Sie ist praktisch nicht mehr existent.

Partyschiff gepfändet

Zudem läuft ein von der Stadt angestrengtes Exekutionsverfahren gegen Boardwalk wegen zahlreicher Rückstände. Im Rahmen dieses Verfahrens wurde die Johann Strauß von der Stadt gepfändet – womit das ehemalige Partyschiff laut Stadt von Waldenburg gar nicht verkauft werden hätte können.

Al-Wazzan will Schiff sanieren

Al-Wazzans Anwalt pocht hingegen darauf, dass sein Mandant das Schiff von Waldenburg erstanden habe. Es gebe Pläne, das Schiff zu sanieren und als Lokalität zu betreiben. Podovsovnik spricht von einer geschätzten Investitionssumme von "mehr als 500.000 Euro". Zum Vorgehen nach dem Gerichtsentscheid gibt es vorerst "keinen Kommentar". (David Krutzler, 23.10.2017)