Futuristische Folklore: Die Statementkette fertigt der Londoner Schmuckdesigner Sstutter aus lasergeschnittenem Acryl.

Foto: David M Peters/ Wiener Schmucktage 2017

Pergament, Glasperlen, Gummi aus dem 3D-Drucker: Nationale und internationale Schmuckschaffende präsentieren zeitgenössisches Geschmeide.

Fotos: David M Peters / Wiener Schmucktage 2017

Modeschule Innsbruck, Meshit: Brosche aus Plastik, Golddraht, Swarovski-Kristallen von Emil Baumann

Foto: David M Peters / Wiener Schmucktage 2017

Wenn die bunten Blätter des Altweibersommers herbstlicher Tristesse weichen, sollte man rasch nach erfreulichem Ersatz für die Augen suchen. Eine gute Gelegenheit dazu wird von 7. bis 12. November geboten: Bei den Wiener Schmucktagen präsentieren rund 150 österreichische und internationale Schmuckschaffende ihre Kreationen.

Ob traditioneller, von Hand geschmiedeter Gold- und Silberschmuck, bunte Glasperlen oder abstrakte Kunststoffwerke aus dem 3D-Drucker: Eine schillernde Alternative zu leuchtenden Baumkronen ist bei der Bandbreite schnell gefunden – und sicher auch Inspiration für das eine oder andere Weihnachtsgeschenk.

Bereits das dritte Jahr in Folge wollen die Initiatorinnen Veronika Schwarzinger und Christina Werner einen Einblick in die nationale und internationale Schmuckszene bieten. 2017 haben sie das Programm um einen neuen Punkt erweitert – zur Freude aller, die nicht nur schauen, sondern auch mitreden wollen.

Schmucker Diskussionsstoff

Interessierte können sich heuer auch theoretisch mit dem Feld auseinandersetzen: Parallel zu Präsentationen und Workshops finden zum ersten Mal Diskussionsreihen statt. Als Thema sollen die zeitgenössische Schmuckproduktion und ihre neuen Herausforderungen eine Debatte rund um Strategien, Potenziale und Alternativen anheizen und ein neues Bewusstsein schaffen.

Starten wird die Diskussion "Schmuck denken" unter der Moderation von Kunsthistorikerin Claudia Lehner-Jost bei der Auftaktveranstaltung am 7. November in der Säulenhalle des Mak. Hier werden Kleinserien und Editionen ausgewählter Künstler ausgestellt. Darunter auch heimische Talente wie Susanne Hammer. Sie ist eine der bedeutendsten Vertreterinnen zeitgenössischen Schmucks in Österreich. Oder Thomas Hauser, der bereits für Cartier oder Tiffany gearbeitet hat und in seinem Wiener Atelier Feinjuwelen fertigt.

Selber machen

Wem Anblick und Ansprache nicht genügen, der kann im Zuge der Schmucktage auch selbst Hand anlegen: Ab 9. 11. werden verschiedene Workshops angeboten, die einen Einblick in die kreative Welt der Schmuckherstellung bieten – und die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Materialien und Techniken zu arbeiten. Gelehrt wird etwa das Herstellen von Messingohrringen, Metallstricken oder alte Silbergussmethoden.

Experten, die damit bereits vertraut sind, können dieses Jahr außerdem zum ersten Mal an Weiterbildungen teilnehmen – oder sich Abstrakterem zuwenden: dem 3D-Digital-Modelling zum Beispiel oder der Verarbeitung alter Skateboards zu bunten Accessoires. Sieben Ateliers werden dafür von 9. bis 12. 11. zu Laboratorien umfunktioniert.

An insgesamt 28 Orten finden die Wiener Schmucktage in der ersten Novemberhälfte statt. Spezielle Thementouren führen durch ausgewählte Stationen. Historienfans können etwa auf den Spuren antiker Stücke durch das Naturhistorische Museum flanieren. Die Wege zu den Hotspots sind an kühlen Novembertagen übrigens ebenfalls ganz gut zu Fuß zu bestreiten: Die meisten Schauplätze befinden sich nämlich konzentriert im ersten und siebten Wiener Gemeindebezirk.

So ein Stadtspaziergang wärmt von innen – und wird an einem der Schmucktage besonders belohnt: Am 11. November laden einige der Teilnehmer jeweils zum gemeinsamen Frühstück in ihre Ateliers. Fein geschmückt, versteht sich von selbst. Das Auge isst ja bekanntlich mit. (Nina Horcher, RONDO, 7.11.2017)


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