Der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer sagt: "Wien ist es wert, dass man sich anstrengt, dass Wien Wien bleibt."

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Wien – Der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer ist zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt worden. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der sich "beim Heinz" dafür bedankte, dass er "in all der Zeit, die wir uns kennen", für die Stadt da gewesen sei, überreichte ihm die Auszeichnung am Montag bei einem Festakt im Rathaus.

Der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer wurde im Beisein von Familie und Wegbegleitern zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. Eine Auszeichnung bei der "echtes Wienerisch" nicht fehlen darf.
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Fischer stehe für "eine Politik, die keine Spindoktoren braucht, eine Politik, die auf Glaubwürdigkeit und konkreter Leistung aufbaut", zollte Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny, der die Laudatio hielt, seinem Freund Anerkennung. Wien sei zwar nicht Fischers Geburtsort (Fischer wurde in Graz geboren, Anm.) – "Nobody is perfect", scherzte Nowotny – aber in jeder Hinsicht dessen Heimatstadt.

Causa Borodajkewycz

Als Beispiel für den "Bürgermut" des "Citoyens" Fischer hob Nowotny "die Causa Borodajkewycz" hervor. Der damals 24-jährige Fischer veröffentlichte die Uni-Mitschriften von Ferdinand Lacina, aus denen die antisemitischen Äußerungen des Historikers Taras Borodajkewycz hervorgingen. Der Hochschulprofessor klagte und Fischer wurde 1963 in erster Instanz verurteilt, da er nicht bereit gewesen war, den Zeugen Lacina zu nennen. "Ein junger Jurist gefährdet seine politische Zukunft, nimmt eine Verurteilung auf sich, um einen guten Freund zu schützen", zeigte sich Nowotny von der damaligen Entscheidung Fischers beeindruckt.

Fischer, der in seiner Dankesrede auf seine Kindheit und Jugend einging, seinen politischen Werdegang beschrieb und sich an viele Weggefährten erinnerte, hob ebenfalls seine Verbundenheit mit Wien hervor. Von 79 Jahren habe er 77 Jahre in der Stadt verbracht. "Wien ist eine alte, großartige Stadt", sagte Fischer. Wenn er im Ausland unterwegs sei, bekomme er "wirklich ehrliche und schöne Komplimente für Wien".

"Kulturstadt besonderer Qualität"

"Ein faires Urteil über Wien kann nur lauten, dass sie eine Kulturstadt besonderer Qualität ist, eine soziale Stadt ist, eine Stadt, die den Bürgern Lebensqualität vermittelt", streute Fischer der Stadt Rosen. "Wien ist es wert, dass man sich anstrengt, dass Wien Wien bleibt", betonte er. Wenn er als Ehrenbürger einen Beitrag dazu leisten könne, werde er das tun.

An dem Festakt im Stadtsenatssitzungssaal im Rathaus nahmen neben der Familie des Präsidenten, darunter seine Frau Margit Fischer, hochrangige Vertreter aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft teil. Unter den Gästen befanden sich unter anderen Bundeskanzler Christian Kern, Nationalratspräsidentin Doris Bures, die Minister Alois Stöger, Hans Peter Doskozil und Pamela Rendi-Wagner (alle SPÖ) sowie eine Reihe von weiteren aktiven und ehemaligen Bundes- und Stadtpolitikern. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Mitgliedern der Wiener Philharmoniker. (APA, 6.11.2017)