Wien – Der Österreichische Buchpreis ist für sie ein ganz besonderer Preis. Darüber zeigten sich beide heute im Burgtheater-Kasino ausgezeichneten Autorinnen einig. "Ich freue mich riesig über diese zweite Auszeichnung aus Österreich, weil ich ein bisschen das Gefühl habe, dass ich schon ein wenig aussortiert werde, weil ich schon so lange in Deutschland lebe", sagte Eva Menasse der APA.

Menasse, die 2014 in Wien mit dem Literaturpreis Alpha ausgezeichnet worden war, erhielt den Österreichischen Buchpreis für ihren Erzählband "Tiere für Fortgeschrittene". Das wäre in Deutschland nicht möglich gewesen, denn der Deutsche Buchpreis gelte ausdrücklich nur für Romane, hob die Preisträgerin in ihrer Dankesrede hervor. Den hatte sich ihr Bruder Robert Menasse mit "Die Hauptstadt" geholt – Gelegenheit für seine Schwester, darauf hinzuweisen, dass er ihr wie schon so oft in ihrem Leben gezeigt habe, wie es gehen könne. Etwa, sich öffentlich zu bedanken, ohne eine Rede in der Tasche zu haben, weil man ja nicht mehr "für die Schublade schreiben" wolle.

Freude auch beim Vater

Der Preisregen für die Familie Menasse freute nicht nur den an diesem Abend ebenfalls für den Österreichischen Buchpreis im Rennen gewesenen Bruder, sondern auch den 87-jährigen ehemaligen österreichischen Fußball-Nationalspieler Hans Menasse, den Vater der beiden. Und auf die Frage, wie weit man wohl in den Annalen zurückblättern müsse, um eine literarisch ähnlich erfolgreiche Familie zu finden, antwortete Robert Menasse ohne viel nachzudenken schmunzelnd: "Die Familie Mann!"

Auch für die 1978 in Teheran geborene Nava Ebrahimi war der Debütpreis für ihren Roman "Sechzehn Wörter" "etwas ganz Besonderes". "Ich lebe erst seit fünf Jahren in Graz und fühle mich noch als Neu-Österreicherin", sagte sie nach der Verleihung der APA. Der Preis ihrer neuen Wahlheimat für ihr in Graz entstandenes Buch sei also eine besondere Auszeichnung.

Der scheidende Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) gratuliere Eva Menasse und Nava Ebrahimi sowie allen Nominierten ganz herzlich. Die "kleine" Form der Short Story werde bei Eva Menasse zu großer Kunst. Nava Ebrahimi dagegen habe mit "Sechzehn Wörter" einen klug komponierten und sprachbewussten literarischen Beitrag über Identität, Herkunft und den Zusammenprall unterschiedlicher kultureller Welten vorgelegt, so der Minister. (APA, 7.11.2017)