Die Gesamtstudie soll bis Mitte Dezember vorliegen.

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Wien – Nach der umstrittenen Kindergartenstudie von Ednan Aslan wird das Ergebnis einer Gesamtstudie zu islamischen Kindergärten in Wien mit Spannung erwartet. Ursprünglich sollte diese vor der Nationalratswahl veröffentlicht werden, später hieß es Ende Oktober. Auch dieser Termin war nicht zu halten, weil die Studie – um Zweifel an der wissenschaftlichen Qualität der Arbeit ausschließen zu können – noch mit einem unabhängigen wissenschaftlichen Beirat abgestimmt wird.

Der erste Teil der Studie wurde bereits an den Beirat geschickt. Der noch fehlende zweite Teil "folgt in den kommenden Tagen", sagte der deutsche Erziehungswissenschafter Henning Schluß dem STANDARD. Schluß vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Wien betreut dieses Teilprojekt mit. Er rechnet damit, dass nach der Abstimmung mit dem Beirat die Studie "bis Mitte Dezember fertig ist" und präsentiert werden kann.

Studie im Frühjahr 2016 gestartet

Der Titel des Werks lautet "Pluralität in Wiener Kindergärten und Kindergruppen unter besonderer Berücksichtigung islamischer Einrichtungen und muslimischer Kinder". In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Stadt Wien und dem Integrationsministerium. Laut Schluß beträgt das Gesamtbudget für die Studie, die im Frühjahr 2016 gestartet wurde, "unter 100.000 Euro".

Für das eine Teilprojekt zeichnen neben Schluß vier weitere Mitarbeiter verantwortlich. Das zweite, davon unabhängige, Projekt obliegt Ednan Aslan. Dieser hat sich mit einer eigenen Aufgabenstellung mit den Trägerorganisationen islamischer Kindergärten und -gruppen beschäftigt.

Zuletzt sorgten in Wien Mängel in islamischen Kindergärten sowie Fälle von Fördergeldmissbrauch für Aufsehen. Sebastian Kurz (ÖVP) forderte die Abschaffung von islamischen Kindergärten. Das Büro von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) verwies darauf, dass am Dienstag das neue Kindergartengesetz in der Landesregierung beschlossen wurde und Anfang 2018 in Kraft treten werde. Dieses sieht verschärfte Bewilligungsverfahren vor.

Betreiber, die eine spezifische Glaubensrichtung lehren, müssen diese bei Neugenehmigungen angeben oder im bestehenden pädagogischen Konzept ergänzen. Das wurde bisher nicht ausdrücklich verlangt. Zahlen zu islamischen Kindergärten gibt es bis dato nicht, Aufklärung darüber soll auch die Gesamtstudie bieten.

51 Kindergärten in Wien geschlossen

Die Kontrollen von Kindergärten hat Wien zuletzt verstärkt. Seit Anfang des Jahres wurden laut einer Sprecherin von Czernohorszky mehr als 2500 Einrichtungen überprüft. 51 Kindergärten wurde die Bewilligung entzogen oder die Fördervereinbarung gekündigt. Sie mussten geschlossen werden. (David Krutzler, 9.11.2017)