Die Frage, wer nächster Bundeskanzler wird, ist zwar ziemlich klar, fix ist aber noch nichts. ÖVP- und FPÖ-Chef lassen ihre Unterhändler und Burschen verhandeln, 30 Runden bis Freitag, dann werden die zwei Parteibosse mit dem Thema Koalitionsgesprächefortschritt wieder auftauchen. Bis dahin wird herumgegeistert.

Bis zur Entscheidung haben wir aber eh noch den zukünftigen Exkanzler, an den wir uns notfalls wenden können. Und wer den ganz alten Kanzler, den "Sonnenkönig", treffen will, dem kann auch geholfen werden. Ein Spaziergang zum kaiserlichen Pavillon im Tiergarten Schönbrunn oder zum gleichenorts befindlichen Kaiserbankerl, und schon kann es geschehen, dass Bruno Kreisky vorbeispaziert. Der sozialistische Kanzler (1970-1983, in seinen späten Jahren gern "der Alte" genannt) soll durch Schönbrunn spuken; genau genommen der Geist des 1990 Verstorbenen.

Das berichtet zumindest eine Autorin und "Spukjägerin" in ihrem jüngsten Buch über prominente Geister. Kreisky sei dort mit Franz Joseph gesichtet worden, der Kaiser in Uniform, der Sonnenkönig in dunklem Mantel, Schal und Hut, elegant, wie man ihn kannte. Ein weißer Boxer, wie Kreisky einen hatte, habe das k. u. k. Paar begleitet.

Ja, gut, stimmt, jetzt muss man nicht unbedingt an Geister glauben – aber irgendwie hat die Sache Charme. Geistreiche Vergangenheit gegen gespenstische Zukunft. (Renate Graber, 21.11.2017)