Die Ära Zuma ist also zu Ende, Südafrika kann mit gutem Grund aufatmen. Bald wird Zuma als einer der schlimmsten Kleptokraten Afrikas in die Geschichte eingehen. Der ehemalige Befreiungskämpfer und "Comrade" Nelson Mandelas hat sein Land in einträchtiger Zusammenarbeit mit dem indischen Gupta-Clan betrogen und ausgeplündert, er und seine Vertrauten korrumpierten die staatlichen Institution, die Polizei, die Geheimdienste, die Staatsanwaltschaft.

Nun übernimmt ein anderer Weggefährte Mandelas das Ruder der einstigen Befreiungsbewegung und jetzigen Regierungspartei ANC: Cyril Ramaphosa, der einst als ANC-Generalsekretär an der Verfassung der hoffnungsvollen Regenbogennation mitgeschrieben hat. Ramaphosa, so ist man sich in Südafrika sicher, kann den Karren wieder aus dem Dreck ziehen, wenn er spätestens 2019 zum Präsidenten gewählt wird. Vorgezogene Neuwahlen sind nicht ausgeschlossen.

Den Bevölkerung wäre es zu wünschen, aber wie immer liegt der Teufel im Detail. Erstens ist Ramaphosa seit mehr als drei Jahren hochrangiges Mitglied der korrupten Regierung. Damals schon mit dem Plan, die Leitung des ANC den Fängen Zumas zu entreißen? Das ist die optimistische Lesart.

Zweitens steht er nun einer Partei vor, die tief gespalten, korrumpiert und rückwärtsgewandt ist. Fast die Hälfte der Delegierten stimmten am Montag für seine Gegenkandidatin, Zumas Ex-Frau Nkosazana Dlamini Zuma. Seine erste Amtshandlung als Parteichef müsste sein, die Partei – euphemistisch ausgedrückt – neu zu orientieren. Das wird alles andere als ein Kinderspiel, auch für den geschickten Verhandler Ramaphosa. Vor allem deshalb, weil ihm als "Aufpasser" Elias Magashule, ein Vize aus der alten Garde, zur Seite gestellt wurde. Bis zur Wahl 2019 ist nicht mehr viel Zeit.

Nach Ramaphosas Wahl zum Präsidenten, die mangels Alternativen und wegen der schwachen Opposition als relativ sicher gilt, begänne erst die eigentliche Knochenarbeit: der Wiederaufbau Südafrikas und die Zerschlagung des massiven Korruptionsnetzes im Land. Die Justiz wird sich umfassend und nachhaltig mit den Machenschaften Zumas und seiner Leute befassen müssen. Zuma ist wegen 783 Fällen von Korruption und Betrug angeklagt. Die Bevölkerung lechzt nach zumindest juristischer Gerechtigkeit. Nur so ist ihr Vertrauen zurückzugewinnen.

Zumindest weiß der Neue die Gewerkschaften und die Kommunistische Partei – die in einem Wahlbündnis mit dem ANC ist – hinter sich. Von ausländischen Investoren wird erwartet, dass sie auf Ramaphosa mit einem Vertrauensvorschuss reagieren. Die Landeswährung Rand verzeichnet schon jetzt einen deutlichen Kursgewinnen.

Ob Ramaphosa, der sich als legitimen Erben Mandelas sieht, tatsächlich der Reformer wird, als den er sich im Vorfeld des ANC-Parteitags gab, hängt auch davon ab, wie schnell er die Staatsfinanzen konsolidieren kann. Und ob die Gewerkschaften tatsächlich mitspielen. Denn die Staatskassen sind leer, und natürlich muss auch beim Beamtenapparat der Sparstift angesetzt werden.

Zumas Ende lässt zumindest in diesen Tagen Befreiungsstimmung aufkommen. Ein Gefühl, das es in Südafrika schon lange nicht mehr gab. (Manuela Honsig-Erlenburg, 19.12.2017)