Dass die SPÖ-interne Debatte vor der Abstimmung um die Häupl-Nachfolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, freut Michael Ludwig mehr als seinen Kontrahenten Andreas Schieder.

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Wien – Einer muss gewinnen. Im Vorfeld der Kampfabstimmung beim Parteitag der Wiener SPÖ um die Nachfolge von Bürgermeister Michael Häupl hält das aber weder Andreas Schieder noch Wohnbaustadtrat Michael Ludwig davon ab, Zuversicht zu demonstrieren. "Ich gehe davon aus, dass es eine Mehrheit für mich gibt", sagte Ludwig am Mittwoch. Dass Häupl am Dienstagabend gemeinsam mit Schieder zu einem Gespräch geladen hatte, wollte Ludwig aber nicht überinterpretieren. Er selbst habe öfter Pressetermine mit Häupl absolviert. Das Stimmverhalten der 981 Delegierten beim Parteitag werde das nicht beeinflussen.

Auf der Suche nach indirekten Unterstützern wurde Ludwig selbst bei Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres fündig. Am Mittwoch präsentierten Ludwig und Szekeres gemeinsam eine Initiative, um mehr praktische Ärzte in die Gemeindebauten zu holen. Wiener Wohnen werde verstärkt praxistaugliche Geschäftslokale für Ordinationen zur Verfügung stellen, sagte Ludwig.

Auf dem Wohnungsmarkt sei es für private Vermieter laut Szekeres aufgrund steuerlicher Nachteile jedenfalls unattraktiv, an Ärzte zu vermieten. Die Stadt würde den Ärzten helfen und "für eine wohnortnahe medizinische Versorgung" sorgen. In den 2000 Wiener Gemeindebauten gibt es laut Ludwig 560 vermietete Arztpraxen.

Gewerkschaftsspitze pro Ludwig

Direkte Unterstützung erhält Ludwig von Spitzengewerkschaftern. Das 20-köpfige Präsidium der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) hat sich vor der Kampfabstimmung mehrheitlich auf die Seite Ludwigs geschlagen, berichtete FSG-Chef Christian Meidlinger. Dieser ist – wie Bezirkschef Ludwig – ein Floridsdorfer. Die Gewerkschaft verfügt über 120 Stimmen beim Parteitag. Eine Wahlempfehlung will Meidlinger nicht abgeben.

Debatte hinter verschlossenen Türen

Dass die Debatte vor der Abstimmung beim Landesparteitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, freut Ludwig mehr als Schieder. Ludwig sei der Ansicht, dass gewisse Debatten "in der Familie im Wohnzimmer und nicht am Balkon" geführt werden sollten – und zitierte damit eine Aussage von Häupl im SPÖ-internen Richtungsstreit.

Debatten in der Wiener SPÖ seien jedenfalls laut Ludwig "seit einem Jahr medienöffentlich diskutiert" worden. Dass diese beim Sonder-Landesparteitag diesmal hinter verschlossenen Türen stattfinden, sei nicht verwerflich. Auch bei den Wiener Grünen seien bei der Landesversammlung die Diskussionen, bei der es unter anderem um die Zukunft von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou ging, nicht medienöffentlich abgehalten worden. Die Entscheidung der roten Parteigremien nehme Ludwig jedenfalls "emotionslos" zur Kenntnis. (krud, 10.1.2017)