Ein Setting wie von Jim Jarmush, Tom Waits oder David Lynch? Die dunke Seite der Schattenwesen leuchtet Peter Lindbergh mit starken Frauen – im Bild Alicia Vikander – bei Nacht aus.

Foto: Lindberghs Storybook "Shadows on the Wall", fotografiert von Lukas Friesenbichler

Stark, selbstbewusst, selbstsicher, dennoch verletzlich und sensibel sind all die ätherischen Wesen in Peter Lindberghs neuem Opus. Das Storybook, das sich in archaischem Schwarz-Weiß wie ein Film noir in die Pupille brennt, präsentiert Geschichten von Menschen ohne festen Wohnsitz und jenseits des Normativen. Die Protagonisten der Short Storys, die sich nur im Kopf des Betrachters abspielen, sind allesamt weiblich. Was sich hinter den ungeschminkten Fassaden, die sich der glatten Hochglanzästhetik unserer Zeit entziehen, ereignet, ist rätselhaft. Nur fahle Schatten lassen echte Orte erkennen. Strände, Straßenzüge, Felsen, Sackgassen, Hausmauern, deren Verputz sich in sonnengegerbte, ausgewaschene Landkarten verwandelt haben.

Der 1944 als Peter Brodbeck im damals polnischen Lissa geborene Deutsche prägte mit seinem auf Realismus, Natürlichkeit und Persönlichkeit fokussierten Stil die Fotografie der letzten Jahrzehnte. Handschriftliche Notizen unterstreichen hier seine Gedankenwelt. So mutieren düster in Szene gesetzte Stars wie Alicia Vikander, Charlotte Rampling, Helen Mirren, Jessica Chastain, Julianne Moore, Kate Winslet, Léa Seydoux, Lupita Nyong'o, Nicole Kidman, Penélope Cruz, Robin Wright, Rooney Mara, Uma Thurman und Zhang Ziyi zu erratischen Göttinnen. Entrückt und zeitlos. (Gregor Auenhammer, 23.1.2018)