Wir feiern dieses Jahr ein denkwürdiges Jubiläum. Das erste Frauenhaus öffnete vor 40 Jahren seine Türen. Und jene, welche hier eintrat, die lernte, fahrengelassene Hoffnung wieder einzufangen, sie festzuhalten, die wurde unterstützt dabei, erhobenen Kopfes weiterzugehen und sich ein neues Leben aufzubauen.

Diese vorübergehende Zuflucht, diese geliehene Sicherheit hat unzählige Frauenleben geprägt – oder sogar gerettet. Wie schön wäre es gewesen, wenn man nach diesen 40 Jahren sagen könnte, eine Institution wie das Frauenhaus sei nicht mehr notwendig in unserer Gesellschaft!

Aber leider. Es ist nicht alles schön, was in Parteibroschüren glänzt. Der Weg, von dem manche jungen Frauen glauben, dass er gegangen sei: Er ist mitnichten zu Ende gegangen. Im Gegenteil. Frauen bläst ein harscher Wind um die Ohren, der sie zurückdrängen soll, Schritt für Schritt.

Sie stemmen sich dagegen. Manchmal gelingt das. Manchmal nicht. Als Alleinerzieherinnen mit Schwierigkeiten, diese hochbegehrte totale Flexibilität zu liefern, sind sie an erster Armutsfront zu finden, und die Pläne und Vorhaben der neuen Regierung werden diese Situation mitnichten abfangen.

Bevor diese Verurteilung zur Armut, bevor der Raub an unzähligen Kinderchancen abgefangen wird, erwägt man lieber neue Abfangjäger. Ein Kind ist ja kein eindeutiges Gegengeschäft. Ein falsch ins Problematische hineingeborene Kind ist mehr eine verdrießliche Lästigkeit. Und die dazugehörige Mutter selbst schuld.

Nicht nur sind Frauenhäuser nicht obsolet geworden: Im Gegenteil, die Zahl der Bewohnerinnen steigt. Es ist Zeit, jenen Frauen zu danken, die damals dafür gesorgt haben, dass Hilfesuchende nicht allein im Sturm dastehen. Und jenen, die das weiter Tag für Tag garantieren. (Julya Rabinowich, 20.1.2018)