Berlin – Der deutsche Mautbetreiber Toll Collect soll laut einem Zeitungsbericht zerschlagen werden. Der deutsche Bund schreibe derzeit die Gesellschafteranteile aus, hieß es in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Bericht des "Handelsblatts".

Zuvor sollten aber die Risiken aus einem langjährigen Rechtsstreit des Unternehmens mit dem Bund, der von der verspäteten Einführung der Lkw-Maut im Jahre 2005 herrührt, vom Maut-Betrieb abgespalten werden. Damit sollten die künftigen Mautbetreiber von diesen Risiken freigestellt werden, berichtete das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise. Der Betreibervertrag von Toll Collect läuft Ende August aus. Gesellschafter von Toll Collect sind die Deutsche Telekom, Daimler sowie die französische Cofiroute.

Zur angeblich geplanten Ausgliederung der Risiken wollte sich das deutsche Verkehrsministerium nicht äußern. Es bestätigte aber, dass ein europaweites Verfahren zur Vergabe der Toll-Collect-Geschäftsanteile laufe. Dieses unterliege der Vertraulichkeit. Was das Schiedsverfahren zwischen dem Bund und den Toll-Collect-Unternehmen betreffe, gehe es um zwei Komplexe, in denen beide Seiten wechselseitig Ansprüche gegeneinander erhöben. Der Bund halte seine Forderungen auf Schadenersatz für berechtigt und verfolge diese weiter.

Risiken

"Ein neuer Erwerber hat keine Lust, in die Schiedsverfahren hineingezogen zu werden", zitierte das "Handelsblatt" einen Insider zu den Plänen für eine Auslagerung der Risiken. Im Gespräch sind dem Bericht zufolge zwei Optionen: Zum einen könnten die Risiken in der Gesellschaft verbleiben und der Geschäftsbetrieb in eine "New Corp." überführt werden. Die zweite Option laute: der Betrieb verbleibe bei Toll Collect und die neue Gesellschaft werde davon von den Alteigentümern der Toll Collect mit allen Forderungen aus dem Schiedsverfahren gegründet. In beiden Fällen entstünde eine Art "Bad Bank".

In dem Schiedsverfahren wegen der verspäteten Einführung der Pkw-Maut geht es um Milliardensummen. Die Einnahmen aus der Lkw-Maut werden ausschließlich für Bundesfernstraßen verwendet. 2016 waren dies laut Verkehrsministerium 4,6 Milliarden Euro. (APA, Reuters, 24.1.2018)