Katrin Androschin will den Kampf gegen Hass im Netz weiter führen.

Foto: Don't be silent/Facebook

Katrin Androschin kann es noch gar nicht richtig fassen. "84 Teams aus der ganzen Welt haben sich beteiligt. Und wir haben tatsächlich den ersten Platz geschafft, das ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit", sagt sie nach der Preisverleihung im Rahmen des Wettbewerbs "Peer to Peer: Facebook Global Digital Challenge Fall 2017". Was mit dem Preisgeld von 10.000 Euro passieren wird, darüber hat sich die Tirolerin noch gar keine Gedanken gemacht. "Aber eines ist klar, unsere Arbeit geht weiter. Der Sieg in diesem Wettbewerb ist ein großer Ansporn, wir werden weiter gegen Hass im Netz kämpfen."

Gerade war sie in Washington, wo sie mit ihren Studenten den Preis entgegennahm und gleich für ihr Projekt warb. Doch nun soll in der deutschen Hauptstadt jene Arbeit weitergehen, die erst im Herbst 2017 begonnen hat und die nun ausgezeichnet wurde.

Man soll den Mund aufmachen

"Dont’t be silent Berlin" (Berlin, sei nicht still), heißt die Kampagne, die Androschin (51), Professorin an der Design Akademie Berlin mit ihrem 16-köpfigen Team im Rahmen der Masterstudiengänge Strategic Design und Marketingkommunikation entwickelt hat. Die Idee dahinter: Es gibt so viel Hass gegen Geflüchtete im Netz, aber auch viele, die dagegen etwas tun wollen. "Aber kaum jemand weiß, wie er es angehen soll", sagt Androschin.

Auf ihrer Facebook-Seite präsentieren die Macher bereits viele prägnante Memes um Thema und geben Empfehlungen ab, was man tun kann. "Auch eine kleine Tat ist eine Tat! Zum Beispiel das Melden eines Hasskommentares", heißt es etwa. Oder: "Sei die Stimme gegen Hass." Die meisten Slogans sind auf englisch, als Zielgruppe nennt Androschin 18- bis 34-Jährige, also jene Generation, die sich selbstverständlich in sozialen Netzwerken unterwegs ist, und die die Botschaft nun verbreiten sollen. Immer wieder kommt ein gelbes Tape vor, das den Mund eines Menschen verklebt und dann weggezogen wird. Die Botschaft dahinter ist klar: Man kann und soll den Mund aufmachen.

"Wollen Hatern zeigen, dass man sie im Blick hat"

#justanotherhater (etwa: noch so ein Hasser) ist ein weiterer Slogan, den Androschin und ihre Studenten unter die Leute bringen wollen, er soll unter Pöbeleien im Netz gesetzt werden "Wir möchten auch den Hatern, die sich in der Anonymität des Internets sicher fühlen, zeigen, dass man sie im Blick hat", sagt Androschin, die seit 20 Jahren in Berlin lebt und dort in ihrer Agentur Markenstrategien, -design und –kommunikation entwickelt.

In der ersten Phase der Kampagne "Don’t be silent" sollen Menschen überhaupt mal dafür dafür sensibilisiert werden, dass man Hass nicht hinnehmen muss. Androschin: "Unsere Aktion richtet sich an die schweigende Mehrheit, aber wir stehen natürlich noch am Anfang."

Großes Interesse bei Facebook

Dass ausgerechnet Facebook den Wettbewerb ausgerufen hat – jener Konzern also, dem immer wieder vorgeworfen wird, zu wenig gegen Hasspostings zu tun – sieht sie nicht als Problem. Im Gegenteil: "Wir sind bei Facebook auf sehr großes Interesse gestoßen." Eines Tages, kann sich Androschin vorstellen, könnte man auch Strategien entwickeln, um mit "Hatern" in Kontakt zu treten. Aber das ist noch Zukunftsmusik. "Jetzt geht es erst einmal darum, die zu stärken, die dem Hass entgegentreten wollen." (Birgit Baumann aus Berlin, 02.02.2018)