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Wien / New York – Eines der kniffligsten Rätsel, die Ökonomen zurzeit weltweit beschäftigen, betrifft die Entwicklung der Löhne. Warum steigen sie entgegen der guten Konjunkturentwicklung kaum an? Sowohl die EU als auch die USA haben die Krise hinter sich gelassen. Die Arbeitslosigkeit ist stark gesunken, und das Wachstum hat kräftig angezogen. Volkswirtschaftlich betrachtet steigen die Einkommen der Arbeitnehmer dagegen seit Jahren nicht an.

Das dürfte dazu beitragen, dass die Inflation in der Eurozone und in den USA unter dem Zielwert der Notenbanken von knapp zwei Prozent bleibt, wenn man die Energiepreise außen vor lässt.

Darüber, was der genaue Grund für die Entwicklung ist, herrscht Unklarheit. Einige Ökonomen denken, dass die wirtschaftliche Erholung in Wahrheit schleppender verläuft, als die Statistiken zeigen. Experten vom Internationalen Währungsfonds (IWF) meinen, dass der Trend zu mehr Teilzeitarbeit dafür sorgt, dass Löhne in naher Zukunft generell langsamer steigen werden. Die Gruppe der atypisch Beschäftigten sorge für einen Lohndruck nach unten.

Stundenlöhne ziehen an

Inzwischen gibt es Anzeichen für eine Trendwende. Am Freitag gab das Arbeitsministerium in Washington bekannt, dass die Pro-Stunde-Bruttolöhne zwischen Jänner 2017 und Jänner 2018 um 2,9 Prozent gestiegen sind. Das war der höchste Zuwachs innerhalb eines Jahres seit Mitte 2009. Analysten erwarten nun für 2018 eine beschleunigte Entwicklung.

Nach Veröffentlichung der Zahlen gaben US-Anleihenkurse am Freitag nach. Die Zinsen für zehnjährige Staatspapiere stiegen an, Kurse und Zinsen bewegen sich bei Anleihen gegengleich. Das ist ein Anzeichen, dass Investoren mit steigender Inflation rechnen und nicht mehr gewillt sind, Staatsanleihen zum Nullzins zu kaufen. Parallel dazu erlebten die US-Aktienmärkte einen tiefroten Tag.

Analysten sprachen davon, dass einige Investoren die Nerven verloren hätten. Die Gewinnentwicklung der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen verlaufe schließlich prächtig. An den Märkten könnten volatilere Monate bevorstehen, so der Tenor. (szi, 5.2.2018)