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Der Videoplayer VLC mag freie Software sein, dies bedeutet aber nicht, dass damit keinerlei rechtliche Bedingungen einhergehen. Ein Wissen, das eigentlich auch bei Google bekannt sein sollte, immerhin hat das Unternehmen reichlich Open-Source-Software im Einsatz – oder entwickelt sie gar selbst. Und doch gibt sich Google bei der Ahndung solcher Rechtsverstöße ziemlich zurückhaltend, wie Torrentfreak berichtet.

Klon

Unter dem Namen 321 Media Player verbreitet ein Hersteller namens Photogram seit geraumer Zeit einen vermeintlich eigenen Video Player über den Play Store. Und das mit einigem Erfolg: Zwischen fünf und zehn Millionen Mal wurde die Android-App laut Googles eigenen Zahlen mittlerweile heruntergeladen. Das Problem dabei: In Wirklichkeit handelt es sich dabei um einen ziemlich unverschämten – und widerrechtlichen – Klon von VLC.

Bereicherung

Im Gegensatz zum VLC ist der 321 Media Player mit Werbeinschaltungen versehen, ansonsten entspricht die Software dem Vorbild des französischen Softwareherstellers Videolan bis ins kleinste Detail. Dass sich hier ein Unternehmen direkt an der Arbeit eines anderen bereichert, mag moralisch verwerflich sein, rechtlich problematisch wird es aber an anderer Stelle: Der VLC steht nämlich unter der GPLv3-Lizenz, die recht strikte Regeln für die Weiterverwendung des Codes auferlegt.

So müssen sämtliche Modifikationen am VLC-Code selbst wieder unter der GPL veröffentlicht werden. Dieser Vorschrift ist Photogram bisher aber in keiner Weise nachgekommen. Dies betrifft vor allem das verwendete Werbemodul, das ohnehin komplett proprietäre Software ist – und somit grundlegend mit der GPLv3 inkompatibel ist.

Ärgernis

Bei Videolan ist man aber auch aus prinzipiellen Gründen über Klone wie den 321 Player erbost. Immerhin habe man eine bewusste Entscheidung getroffen, die eigene Software von Trackern und Werbung freizuhalten, und dabei Angebote in Millionen-Euro-Höhe ausgeschlagen. Dass andere jetzt solchen "Müll" auf Basis des VLC ausliefern, sei alles andere als ok, betont Videolan-Präsident Jean-Baptiste Kempf.

Reaktion

Von Seiten Googles betont man in einem allgemein gehaltenen Statement, dass man gegen Rechtsverstöße im Play Store vorgehe. Und tatsächlich wurde der 321 Media Player mittlerweile – wenn auch erst nach Erscheinen des Artikels von Torrentfreak – gelöscht. Dass der selbe Hersteller unter dem minimal veränderten Namen 321 Player noch eine weiter Kopie anbietet, scheint man dabei allerdings übersehen zu haben, diese ist nämlich weiterhin online. (apo, 7.2.2018)