Obwohl die Regierung das Rauchen in der Gastronomie weiterhin erlaubt, stellen einige Lokale, Kaffeehäuser und Gasthäuser um.

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Die Aida-Filiale in Wien-Hietzing ist gut besucht, von der Decke hängen Faschingsgirlanden, an den Wänden werden zwölf verschiedene Sorten Krapfen beworben und es duftet nach Kaffee – zumindest im vorderen Bereich der Konditorei. Der durch eine Schiebetür abgetrennte Raucherbereich wirkt hingegen trist, daran ändert auch die Deko nichts. Nur ein älterer Herr ist hier. Ein halbvoller Aschenbecher, eine Zeitung und eine leere Tasse vor ihm, zu hören nur das Surren der Lüftung. Ab und an sei er hier, sagt er. Dass hier noch geraucht werden darf, sei aber nicht der Grund dafür.

Dabei ist der Aschenbecher in der Aida zur Seltenheit geworden: 27 von 30 Wiener Niederlassungen sind rauchfrei. "Bald werden es alle sein", sagt Pressesprecher Stefan Ratzenberger – auch wenn der Raucherraum in Hietzing weiterhin erlaubt wäre. Mit dem Tabakgesetz von 2009 und seinen Ausnahmen habe man begonnen umzustellen, sagt Ratzenberger. "Wenn es keine nachvollziehbare Regelung gibt, muss man eben selber Regeln machen." Ein Kaffeehaus, in dem Kinder sitzen und geraucht wird, sei nicht zeitgemäß.

Verärgerte Wirte am Apparat

Natürlich hätten manche Stammgäste die Umstellung gar nicht goutiert, "das waren aber nur erste Aufheuler". Er sei selber Raucher, sagt der Sprecher, rauchfreie Kaffeehäuser seien ihm mittlerweile aber lieber. "Allerdings gibt es schon einen Unterschied zwischen Tag und Nacht. In einer Bar um drei in der Früh werde ich kein Kleinkind finden. Da kann auch jeder entscheiden, ob er in einen verrauchten Raum geht oder nicht", sagt Ratzenberger.

Tatsächlich seien es hauptsächlich Restaurants und Kaffeehäuser, die umstellen, sagt Peter Dobcak, Gastronomieobmann der Wiener Wirtschaftskammer. Nichtraucherlokalitäten würden aber auf alle Fälle zunehmen, vor allem bei Neugründungen. Das liege häufig daran, dass mit dem Rauchverbot im Mai gerechnet wurde, sagt der Kämmerer. Wütende Anrufe einiger Gastronomen bekomme er derzeit also einige, denn Umstellungen seien mit Umsatzeinbußen verbunden – zumindest temporär.

Umsatzeinbußen zum Trotz

So war es auch im Café Hummel im achten Bezirk, das seit Mai rauchfrei ist. Um fünf bis zehn Prozent weniger Umsatz habe man im Vorjahr gemacht, das führt die Inhaberin zu einem Drittel bis zur Hälfte auf die Umstellung zurück. Dass das Hummel dennoch rauchfrei bleibt, freut Bezirksvorsteherin Veronika Mickel (ÖVP). Sie kritisiert den Rückzug scharf und startete die Initiative "Josefstadt bleibt rauchfrei", die Wirte dazu ermutigt, rauchfrei zu bleiben oder zu werden.

Auch in Salzburg will Gesundheitslandesrat Christian Stöckl (ÖVP) mit der Aktion "Freiwillig rauchfrei" gezielt die Gastronomie ansprechen. Hier gibt es ebenfalls einige Wirte, die der Rückkehr zum Rauchen trotzen, etwa die Academy-Bar in der Landeshauptstadt: Ab Mai ist hier Rauchen verboten. "Ganz wie im ursprünglichen Gesetz vorgesehen", sagt der Seniorchef des mehrheitlich von jungem Publikum frequentierten Szenetreffpunkts, Thomas Zezula. Dass man rauchfrei wird, versteht man hier auch als konsequentes Zeichen gegen "den politischen Umfaller von Schwarz-Blau", erklärt Zezula. Auch wenn das nicht der einzige Grund sei: Im – dann ehemaligen – Raucher bereich soll in Zukunft hauseigenes Bier gebraut werden.

Kritik am "Berliner Modell"

Ganz ohne blauen Dunst geht es seit wenigen Tagen auch im Deli am Naschmarkt – das kündigt ein kleiner roter Sticker an der Eingangstüre an. Drinnen ist viel los, Plätze gibt es zunächst nur an der Bar. "Ich finde es sehr angenehm", antwortet der Kellner auf die Frage nach seinem Zwischenfazit. Vor dem Lokal ist ein großer beheizter Bereich mit Stehtischen und Aschenbechern, ein reges Raus-und-wieder-Rein herrscht aber nicht. Im Umkreis von nur wenigen Metern gibt es genügend Lokale, die nach wie vor einen Raucherbereich haben. Das Café Drechsler gegenüber hat 2014 nach einem Jahr rauchfrei einen neuen installieren lassen, zu groß seien die Verluste gewesen.

Auch wenn in der Gastronomie weitergeraucht werden darf – alles bleibt dennoch nicht beim Alten. Das Berliner Modell sieht beispielsweise vor, dass Unter-18-Jährige nicht in den Raucherbereich dürfen und das dort keine Speisen serviert werden dürfen. "Letzteres kommt nicht infrage", macht Dobcak deutlich. Auch andere Punkte des Modells sehe die Kammer kritisch. Ob er sich auch vorstellen kann, dass doch alles beim Alten bleibt? "Es ist nicht aller Tage Abend."

Volksbegehren startet

Dass es in die andere Richtung geht und viele dem Deli oder der Academy-Bar folgen, wollen hingegen 450.000 Befürworter der Petition "Don’t Smoke", deren großer Erfolg im von der Ärztekammer und der Krebshilfe initiierten Volksbegehren mündete. Bis zum 15. Februar wird das Okay des Ministeriums erwartet. Dann werden Unterstützungserklärungen im Gemeindeamt oder Magistrat beziehungsweise online via Handysignatur und Bürgerkarte möglich sein. 8401 Unterschriften sind für einen Einleitungsantrag nötig. (lhag, neu, 8.2.2018)