Für viele Kinder hat Gewalt ein vertrautes Gesicht.

Foto: Jessica Gow, Government Offices of Sweden

Stellvertretende Uno-Generalsekretärin Amina Mohammed in Stockholm.

Foto: Ninni Andersson, Government Offices of Sweden

Diese Woche fand in Stockholm der "Agenda 2030 for Children: End Violence Solutions Summit" statt. Die Konferenz wurde gemeinsam von der schwedischen Regierung, der Global Partnership to End Violence Against Children und der WeProtect Global Alliance organisiert. Minister aus aller Welt, Chefs von Un-Organisationen und Nichtregierungsorganisationen, Vertreter aus dem Privatsektor und von akademischen Institutionen und Kinder versammeln sich in Stockholm, um über Fortschritte im Kampf gegen Gewalt gegen Kinder zu berichten, voneinander zu lernen und sich zu weiteren Massnahmen zu verpflichten.

Schweden ist eines von zur Zeit 15 sogenannten Pathfinding Countries, die sich zu beschleunigten Aktionen gegen Gewalt gegen Kinder verpflichtet haben. Die Global Partnership to End Violence Against Children wurde im Juli 2016 ins Leben gerufen, um die Umsetzung von Sustainable Development Goal 16.2 ("End abuse, exploitation, trafficking and all forms of violence against and torture of children") voranzutreiben und zu unterstützen. Der dritte Organisator des Solutions Summit ist die WeProtect Global Alliance. Diese ist eine internationale Bewegung, die von der britischen Regierung gegründet wurde, um sexuellen Missbrauch und Ausbeutung von Kindern im Internet zu beenden.

Realität und Fakten

Kinder sollten sich zu Hause, in ihren Schulen und in ihrem Gesellschaftsumfeld sicher fühlen. Aber genau an diesen Orten passiert Gewalt gegen Kinder am häufigsten und oft sind es bekannte Personen aus dem engeren Umfeld, die zu Tätern werden. Für viele Kinder hat Gewalt ein vertrautes Gesicht. Die von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, präsentierten Daten sind schockierend. Kinder (gemäß der Kinderrechtskonvention im Alter von 0 bis 18 Jahre) sind in allen Lebensphasen von Gewalt betroffen, sowohl als Kleinkinder, im Schulalter oder als Jugendliche.

Nur 60 Länder haben Gesetze verabschiedet, die den Gebrauch von körperlicher Bestrafung zu Hause vollständig verbieten, darunter auch Österreich. Lediglich neun Prozent aller Kinder unter fünf Jahren leben in Ländern, in denen körperliche Züchtigung zu Hause vollständig verboten ist und das heißt, dass weltweit 600 Millionen Kinder unter fünf Jahren ohne diesen gesetzlichen Schutz aufwachsen. 732 Millionen schulpflichtige Kinder, das ist die Hälfte der Weltbevölkerung im Alter von sechs bis 17 Jahren, leben in Ländern, in denen sie nicht gesetzlich vor körperlicher Züchtigung in der Schule geschützt sind. Und einer von drei Schülern im Alter von 13 bis 15 Jahren ist Mobbing ausgesetzt.

15 Millionen Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren wurden schon einmal zu Sex gezwungen; neun Millionen davon allein im letzten Jahr. Und neun von zehn jugendlichen Mädchen (in 28 untersuchten Ländern), die zu einem sexuellen Akt gezwungen wurden, mussten dies durch jemandem aus dem Familien- oder Bekanntenkreis erfahren.

Die Internet Watch Foundation schätzt, dass zwischen 2014 und 2016 die Zahl von Webseiten, die sexualisierte Bilder von Kindern anboten, um 417 Prozent angestiegen ist. 69 Prozent der Opfer sind jünger als zehn Jahre und mehr als ein Drittel der Bilder stellen Vergewaltigung oder sexuelle Folter dar.

Gewalt gegen Kinder in all ihren Formen ist schädlich, moralisch nicht vertretbar und eine Verletzung der grundlegenden Menschenrechte jedes Kindes. Auch kann Gewalterfahrung im Kindesalter lebenslange Konsequenzen haben. Wir wissen heute, dass toxischer Stress – definiert als länger andauernde, starke und häufige Widrigkeiten – die Struktur und das Funktionieren des Gehirns während der prägenden frühen Jahre verändert.

Vielversprechende Strategien

Politischer Wille, beschleunigte Maßnahmen und intensive Zusammenarbeit sind die Kernfundamente der globalen Partnerschaft, die mittlerweile 271 Mitglieder aus Regierungen, Zivilgesellschaft, akademischen Institutionen, Un-Organisationen, philanthropischen Stiftungen und dem Privatsektor hat. Die 15 Pathfinding Countries, darunter Länder so vielfältig wie Mexiko, Jamaica, Uganda, Tanzania, Sri Lanka, Indonesien oder Rumänien, übernehmen eine Führungsrolle und geben der Minimierung von Gewalt gegen Kinder auf der nationalen Ebene für drei bis fünf Jahre Priorität. Ein Maßnahmenpaket wurde gemeinsam von einflussreichen globalen Organisationen entwickelt, das "Inspire"-Paket, in dem jeder Buchstabe für eine erfolgsversprechende Strategie steht. Und als Teil der WeProtect Alliance haben sich Regierungen, Tech-Giganten wie Microsoft, Google und Facebook, und Nichtregierungsorganisationen zusammengeschlossen, um Millionen Kinder vor sexueller Ausbeutung online zu schützen.

Während des Solutions Summit in Stockholm haben anwesende Teilnehmer am Ende des Gipfels die Möglichkeit, konkrete, zeitlich begrenzte und messbare Verpflichtungen einzugehen, um ein Ende von Gewalt gegen Kinder herbeizuführen. Gemeinsam kann die Umsetzung von Sustainable Development Goal 16.2 zur Realität werden. Auch Österreich sollte einen Schritt in diese Richtung setzen und zu einem Pathfinding Country werden. (Stella Schuhmacher, 16.2.2018)