Gerhard Köfer vom Team Kärnten möchte so stark werden, dass SPÖ, ÖVP und FPÖ bei Koalitionen nicht an ihm vorbeikommen.

Foto: Ferdinand Neumüller

STANDARD: Sie waren SPÖ-Bürgermeister, Parlamentarier, haben dann das Team Kärnten gegründet und sind von Frank Stronach unterstützt worden. Wo stehen Sie heute eigentlich politisch?

Köfer: Ich war ab 1985 Mitglied der Sozialdemokratie und habe viele schöne Erfolge feiern dürfen. Ich wurde dreimal zum Bürgermeister gewählt, auch direkt in den Landtag. Und ich hatte zweimal die meisten Vorzugsstimmen für den Nationalrat. Dann gab es 2010 die Situation, dass ich am Parteitag Parteiobmann der Kärntner SPÖ werden hätte sollen. Ich bekam zwar 60 Prozent Zustimmung, es sollten aber 66 Prozent sein. (Köfer scheiterte an Peter Kaiser, der zum Parteichef gewählt wurde, Anm.) Dann gab es im Umfeld der Sozialdemokraten den Wunsch, etwas Neues zu machen, und wir gründeten das Team Kärnten. Frank Stronach hat es unterstützt. Das war wie bei Sturm Graz, das auch von Puntigamer gesponsert wird, aber trotzdem Sturm Graz ist.

STANDARD: Mit dem Unterschied: Sturm Graz muss das Sponsoring nicht zurückzahlen.

Köfer: Ja, stimmt, aber das hat sich erst kurz vor der Nationalratswahl ergeben, dass wir das Geld an Stronach zurückzahlen müssen.

STANDARD: Sie hatten ja auch in der neuen Partei Probleme. Ihre ehemalige Stellvertreterin ist ausgetreten und hat Sie der Frauenfeindlichkeit geziehen.

Köfer: Es gab ein monatelanges Werben um sie und ein Angebot der FPÖ für einen Aufsichtsratssitz. Sie hat sich von einer Minute auf die andere verabschiedet. Mir wurde vorgeworfen, das Team Kärnten sei nur eine One-Man-Show. Das stimmt einfach nicht.

STANDARD: Aus welchem Lager bekamen Sie eigentlich Ihre Stimmen?

Köfer: Speziell aus dem FPÖ/BZÖ-Lager, auch von der SPÖ und ehemaligen Nichtwählern.

STANDARD: Also, wo steht jetzt das Team Kärnten politisch?

Köfer: Wir sind weder links noch rechts orientiert, wir sehen uns als politische Rettungsgasse, eher in der Mitte. Also, ich war nie ein klassischer Linker, weil ich oft auch Aktivitäten der Gewerkschaft nicht verstanden habe. Ich komme aus einem kleinen Betrieb mit zehn Mitarbeitern, meine Mutter musste Löhne bezahlen, und sie hat sich oft sehr schwergetan, das aber immer pünktlich gemacht. Die SPÖ muss sich überlegen, ob das Feindbild des Unternehmers der richtige Zugang ist. Wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, gibt's auch keinen guten Arbeitsplatz. Diese Haltung war aber nicht gewünscht.

STANDARD: Das heißt, Sie fühlen sich als die bessere SPÖ, als sozialdemokratische Alternative?

Köfer: Was die SPÖ betrifft, sicher. Wir sind die sozialere Partei. Aber: Wir sind auch, was die Wirtschaftskompetenz betrifft, die weitaus bessere Partei als FPÖ und ÖVP. Ich frage mich ja: Warum sollten gerade in Kärnten die Türkisen einen Aufschwung bekommen. Parteichef Benger ist ja praktisch nicht präsent. Und dann diese ewige Heimattümelei, dieses Pochen auf Feindbilder bei der FPÖ, das wird ja langsam langweilig. Sie versuchen immer, Menschen zu diskriminieren. Die FPÖ hat ein Gedankengut, mit dem ich mich nicht anfreunden möchte.

STANDARD: Die FPÖ legt in den Umfragen aber wieder stark zu.

Köfer: Ich hoffe, dass die Kärntner erkennen, dass die Politik der FPÖ nur damit arbeitet, dass sie ständig Angst verbreitet. Man hat nur das Feindbild Asylwerber, und der nimmt uns alles weg. Das ist reichlich wenig politisches Angebot. Was sie besonders gut können, ist, sich selbst gut versorgen.

STANDARD: Hat sich in Kärnten in der Nach-Haider-Zeit, seit SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser an der Spitze steht, atmosphärisch etwas geändert?

Köfer: Jetzt Jörg Haider für alles, was war, die Schuld zu geben ist auch nicht korrekt. Er hatte seine Meriten. Der Umgang ist sicher moderater und freundlicher geworden, aber sonst sehe ich wenig Unterschied zur Brot-und-Spiele-Politik von früher.

STANDARD: Sie wollen wieder in die Regierung. Wäre es Ihnen egal, ob Sie von einer ÖVP-FPÖ-Koalition oder der SPÖ geholt werden?

Köfer: Es gibt Signale aus beiden Richtungen.

STANDARD: Sie hatten zuletzt 11,2 Prozent. In Umfragen verlieren Sie deutlich an Zustimmung, könnten den Wiedereinzug aber doch knapp schaffen.

Köfer: Wir wollen das Zünglein an der Waage sein. Wir wollen so stark werden, dass man an uns nicht vorbeikommt. Denn es besteht die Gefahr, dass es nur noch drei Parteien in der Regierung gibt und dann die Dinosaurierpolitik wiederkommt. Dann würden SPÖ, ÖVP und FPÖ das Land unter sich aufteilen. (Walter Müller, 23.2.2018)