Alkolenker hier, Raser dort. Vogelzeigen an der Kreuzung, schimpfende Fußgänger, vor denen ein Autofahrer "nur noch schnell" vorbeigefahren ist, auf dem Zebrastreifen. Angeber-SUVs im Stadtverkehr. Und das alles mit Menschen hinter dem Steuer, von denen gut 80 Prozent über sich selbst sagen, dass sie überdurchschnittlich gute, selbstbeherrschte und sichere Lenker wären.

Wir kennen diese Art von Straßenverkehr.

Autonom fahrende Fahrzeuge kennen das alles nicht. Das sind im Prinzip Computer mit vier Rädern und einem Motor. Die haben die Verkehrsregeln einprogrammiert, haben Informationen über die Verkehrssituation und mögliche Gefährdungen weit über das menschliche Blickfeld hinaus. Und sie kennen keine Eitelkeit beim Überholen oder Überholtwerden – schon gar nicht schimpfen sie über andere, ob diese nun Menschen oder Computer sind.

Da liegt noch ein bisschen Zukunftsmusik drin, aber diese Musik spielt inzwischen schon auf kalifornischen Straßen – und ehe wir es uns versehen, wird sie auch zu uns kommen. Ein bisserl österreichtypische Technikskepsis kann man schon haben – und darüber grübeln, ob der rollende Computer vielleicht an der Kreuzung einen Neustart oder mitten auf der Autobahn ein Update braucht. Aber insgesamt verspricht das autonome Auto mehr Sicherheit und Komfort – und es hat kein Alkoholproblem. Computer saufen nicht; ihren Fahrgästen sei ein Gläschen gegönnt. (Conrad Seidl, 27.2.2018)