Teamchef Dominik Thalhammer und die lange verletzte Victoria Schnaderbeck sehen einander auf Zypern wieder.

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Tag des Triumphes: Im Juli 2017 setzten sich die Österreicherinnen im EM-Viertelfinale in einem Elfmeterkrimi gegen Spanien durch.

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Larnaka – Österreichs Frauen-Nationalteam ist am Mittwoch mit einem 0:2 (0:1) gegen Spanien in den Zypern-Cup gestartet. Es war bereits das dritte Aufeinandertreffen mit den Spanierinnen innerhalb von sieben Monaten. "Wünschen tut man sich das nicht unbedingt, aber es ist einfach so, und wir nehmen es an", hatte Teamchef Dominik Thalhammer vor dem Anpfiff gesagt.

Seine Elf besiegte Spanien im Sommer auf dem Weg ins EM-Halbfinale im Elferschießen, am 28. November war Österreich in der WM-Qualifikation ohne Chance, ging mit 0:4 unter. Am 10. April folgt das Heimspiel in der BSFZ-Arena, auch als Südstadt bekannt. Aus diesem Grund deckten beide Teams ihre Karten noch nicht auf.

Österreich spielte im Vergleich zum Herbst diesmal deutlich besser, hatte aber im Gegensatz zu den Spanierinnen im gesamten Match keine nennenswerte Chance. Beim ersten Gegentor stimmte die Zuordnung in Österreichs Hintermannschaft nicht, dem zweiten gingen Fehler von Torfrau Manuela Zinsberger und der eingewechselten Innenverteidigerin Marina Georgieva voraus. Thalhammer sprach im ORF-Interview im Anschluss an die Partie von einem "kämpferischen und sehr aggressiven Auftritt" seiner Mannschaft. "Leider haben wir wieder leichte Tore bekommen. Vor allem das zweite wäre ganz klar zu verhindern gewesen."

"Noch unberechenbarer werden"

Spanien habe viele Optionen zum Wechseln, einen Unterschied zwischen A und B gäbe es in diesem Sinn gar nicht, hatte Thalhammer gesagt. "Bei uns ist der Abstand schon noch größer." Das soll sich ändern. "Wir brauchen mehr Druck von hinten, damit wir die Stammkräfte mehr unter Druck setzen. Ich hoffe, dass sich die Spielerinnen, die bisher weniger Einsätze hatten, hier entsprechend zeigen", sagte der Teamchef. Das Match gegen Spanien will Thalhammer für Experimente nützen. "Wir werden sicher nicht mit der gleichen Spielidee reingehen wie im November oder bei der EM."

Dieser Ansatz ist aber nicht nur auf die erste Partie beschränkt. Die taktische Flexibilität des Teams soll weiter ausgebaut werden. Spielsysteme wurden schon in der Vergangenheit mehrere einstudiert und während einer Partie auch schon einmal gewechselt. Dieser Weg wird weiter forciert. "Es ist unser Ziel, noch unberechenbarer zu werden", bekräftigte Thalhammer. Erwartet werden kann "möglicherweise eine unterschiedliche Spielanlage in der Offensive".

Weiterentwicklung prioritär

Resultate stehen beim Turnier auf Zypern, das 2016 sensationellerweise gewonnen wurde, nicht im Vordergrund. "Wir wollen jede Minute nutzen, um die Mannschaft weiterzuentwickeln", sagte Thalhammer. Vier Spiele innerhalb von acht Tagen stehen an, dazwischen gibt es nur einen oder zwei Tage Pause. Auch deshalb wird viel abseits des Platzes gearbeitet. "Man muss sehr viel analytisch machen", merkte Thalhammer an. Neben Spanien (13.) trifft Österreich, aktuell 21. im Fifa-Ranking, in Gruppe B auf Tschechien (34.) und Belgien (22.).

In Gruppe A spielen Finnland, Italien, Titelverteidiger Schweiz und Wales. Ungarn, die Slowakei, Südafrika und Nordkorea messen sich in Gruppe C. ORF Sport+ überträgt erstmals alle Spiele mit österreichischer Beteiligung live.

Im Lager der Österreicherinnen will man das erste Zusammentreffen im neuen Jahr dazu nützen, sich mit der Zukunft zu befassen. Das Ziel der vergangenen Jahre, sich Anerkennung und Respekt auf internationalem Top-Niveau zu erarbeiten, konnte mit dem Einzug ins EM-Halbfinale eindrucksvoll erreicht werden. "Es hat uns ausgezeichnet, dass wir eine klare Vision gehabt haben. Jetzt gilt es hier, eine neue zu definieren, an der wir uns orientieren können und für die die Spielerinnen brennen", so Thalhammer.

Schnaderbeck gibt Comeback

Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck wird dazu ihren Teil beisteuern. Die Spielerin des FC Bayern steht nach einer langwierigen Verletzung nach über 200 Tagen Abwesenheit wieder zur Verfügung und wurde gegen Spanien zur Halbzeit eingewechselt. "Ich freue mich sehr, wieder bei der Mannschaft zu sein. Das Turnier bietet uns die Möglichkeit, längere Zeit gemeinsam zu arbeiten, an unserem Spiel zu feilen und uns wieder in einen Rhythmus zu spielen", sagte die Defensivspielerin.

Thalhammer: "Auch wenn sie noch nicht bei 100 Prozent ist, ist sie sehr wichtig, weil ihr Wort einfach Gewicht hat." Personelle Sorgen jedoch bleiben: Lisa Makas fällt weiter aus, Nicole Billa fehlt krankheitsbedingt, und auch die angeschlagene Verena Aschauer wird auf Zypern vorerst nicht eingesetzt werden. "Das ist schon einschneidend für uns", sagte Thalhammer. Nina Burger könnte beim Zypern-Cup ihr 100. Länderspiel absolvieren. Derzeit hält die 30-Jährige bei 96 Einsätzen, bei den vergangenen 63 Länderspielen stand sie immer in der Startelf.

Direkte WM-Qualifikation in weiter Ferne

Bis zum Ernstfall, dem Heimdoppel in der WM-Qualifikation am 5. und 10. April gegen Serbien und Spanien, dem Leader in Gruppe 7, bleibt noch etwas Zeit. La Roja ist laut Thalhammer eine Stufe über Österreich zu stellen. "Wenn man gegen Spanien reüssieren will, muss alles stimmen." Während die Spanierinnen nach drei Spielen beim Punktemaximum halten, hat Österreich nach Erfolgen gegen Serbien und Israel sechs Zähler auf dem Konto.

Die Qualifikation für die WM 2019 bleibt trotz verschlechterter Ausgangssituation – nur die Gruppensieger haben ein Fixticket – das Ziel. "Wir kämpfen natürlich dafür und glauben nach wie vor daran, es zu erreichen." (APA, bausch, 28.2.2018)

Zypern Cup – Gruppe B:

Österreich – Spanien 0:2 (0:1). Larnaka

Tore: Olga Garcia (35.), Mari Paz (78.)

Österreich: Zinsberger – Schiechtl, Wenninger (46. Schnaderbeck), Kirchberger (76. Georgieva), Naschenweng (46. Maierhofer) – Zadrazil, Puntigam (82. Eder) – Feiersinger, Prohaska (76. Dunst), Pinther (64. Enzinger) – Burger

Belgien – Tschechien 1:2