Ein halbes Jahr nach ihrem Start hat die "Beratungsstelle #GegenHassimNetz" am Freitag eine erste Bilanz gezogen. Demnach wurden bisher 701 Fälle von Hasspostings, Hetze und Cybermobbing dokumentiert. Am häufigsten würden Muslime und Flüchtlinge attackiert, beschimpft und bedroht – verstärkt aber auch Frauen, so die Betreiber der Beratungsstelle bei einer Pressekonferenz in Wien.

Die Beratungsstelle wird von der Anti-Rassismus-Organisation ZARA betrieben und bietet den Opfern rechtliche und psychosoziale Beratung. "Inhalte, die wir als strafrechtlich relevant erachten, geben wir direkt an die zuständigen Behörden weiter und erstatten Anzeige – dadurch schützen wir auch die Melderinnen und Melder, ihre Daten scheinen dann nicht auf", erklärt Claudia Schäfer, Geschäftsführerin von ZARA. Wichtig seien auch gleichaltrige Vertrauenspersonen ("Peers"), die sich mit der Problematik von Hass im Netz auskennen.

Peer2Peer-Ansatz

Auch das Projekt "make-IT-safe 2.0", gestartet im Mai 2016 von ECPAT Österreich, vertritt einen Peer2Peer-Ansatz. "Bei Problemen im Bereich Onlineverhalten wenden sich Jugendliche eher an Gleichaltrige, weil sie sich auf Augenhöhe austauschen können", so Winkler. "Trotzdem ist es aber wichtig, dass sich auch Eltern oder andere Vertrauenspersonen für die Aktivitäten ihrer Kinder im Netz interessieren und ihre Probleme ernst nehmen."

Man habe bereits 27 Jugendliche aus sieben verschiedenen Einrichtungen im Alter von 14 bis 19 Jahren sowie zehn erwachsene Personen zu Coaches ausgebildet. "Die Peer-Experts gaben nach den Schulungen ihr Wissen über den sicheren Umgang mit digitalen Medien an andere Jugendliche weiter. Mit diesem Projekt konnten wir bereits über 400 Jugendliche erreichen," erläutert Alexander Glowatschnig von ECPAT. Weitere Workshops seien geplant.

Gut ein Drittel (35 Prozent) der dokumentierten Postings wertet die "Beratungsstelle #GegenHassimNetz" als Verhetzung, weitere sechs Prozent als Verstoß gegen das NS-Verbotsgesetz. Am meisten gemeldet wurden Facebook-Postings (68 Prozent), gefolgt von hetzerischen Online-Artikeln und Kommentaren sowie verletzenden Inhalten auf Twitter und YouTube. (APA, 02.08.2018)