Es gab Zeiten, da lag fast ganz Italien links der Mitte Matteo Renzi zu Füßen. Er, das Supertalent der Sozialdemokraten, konnte es mit jeder und mit jedem aufnehmen. Er war eloquent, schlagfertig, brauchte keinen Gegner zu fürchten. Gleichzeitig bewies Renzi aber auch das unerfreuliche Talent, wegen mangelnder Einsicht in die realen Gegebenheiten kolossale Fehler zu begehen. Und zwar immer wieder.

So passierte es 2016, als er seine politische Zukunft mit dem Ausgang seines Verfassungsreferendums verknüpfte. Darauf hatten viele enttäuschte Italienerinnen und Italiener bloß gewartet: Renzi scheiterte und musste als Ministerpräsident zurücktreten. Und auch sein Comeback bei der Parlamentswahl am Sonntag ging gründlich daneben.

Statt nun einzupacken, das Licht auszumachen und die Tür zu schließen, kündigt Renzi zwar seinen Rücktritt als Parteichef an. Richtig. Gleichzeitig will er aber weiter bestimmen: dass nämlich die Partei in Opposition zu gehen hat und nicht mit den Grillini regieren darf. Falsch.

Rücktritt heißt Rücktritt. Jetzt – und nicht auf Raten. Und der Partei Regierungsgespräche zu verbieten bedeutet, sie im Moment des eigenen Untergangs in Geiselhaft nehmen zu wollen. Renzi erinnert fatal an Martin Schulz, seinen deutschen Parteifreund. Dessen Ende kam überraschend schnell. Und auch Renzi wird sich noch wundern, wie schnell ihn sogar enge Vertraute verlassen werden. (Gianluca Wallisch, 6.3.2018)