Hubert de Givenchys Landsitz aus dem 17. Jahrhundert: Château du Jonchet, 150 Kilometer südwestlich von Paris.

Foto: Christie’s

Die Gräber von Givenchys verstorbenen Labradors zieren von Diego Giacometti (bis 1985) individuell modellierte Skulpturen.

Foto: Christie’s

Der oktagonale Tisch, der bei Christie’s 3,77 Millionen Euro brachte.

Foto: Christie's

Ob, ist nicht die Frage. Auch nicht, über wen zumindest Teile, wenn nicht die gesamte Sammlung an Kunstwerken und Antiquitäten aus dem Besitz von Hubert de Givenchy versteigert wird. Einzig der Zeitpunkt ist ungewiss. Das Rätselraten darüber begann – charakteristisch für die Chronisten des Kunstmarktes -, kaum waren die ersten Nachrufe auf den legendären Modedesigner vergangenes Wochenende (10.3.) publiziert worden.

Hubert de Givenchys Landsitz Château du Jonchet.
Foto: Christie’s

Christie's ist jenes Auktionshaus, dem Givenchy seit Jahren nahe stand. Von 1998 bis 2002 fungierte er als Ehrenpräsident von Christie's Frankreich. Und immer wieder ließ er über die Niederlassung in Paris das eine oder andere versteigern – im März vergangenen Jahres etwa 21 Bronzeobjekte, die Diego Giacometti, der Bruder des Bildhauers Alberto, für ihn geschaffen hatte. Der Couturier schätzte die klare Formensprache des Designers, sieht man von der engen Freundschaft ab, die sie seit den 1960er-Jahren bis zu Giacomettis Tod 1985 verband.

Mit 32,74 Millionen Euro spielten diese Objekte ein Vielfaches der ursprünglichen Erwartungen ein. Bei Givenchys Nachlass geht es freilich um sehr viel mehr angesichts der Menge an Objekten, die sein Refugium auf Cap Ferrat, seinen Landsitz oder sein Stadthaus in Paris weniger schmückten als füllten.

Einblick in einen der Salons mit eigens für Givenchy von Diego Giacometti kreiertem Mobiliar. Der oktagonale Tisch spielte bei Christie’s (Paris, März 2017) stolze 3,77 Millionen Euro ein.
Foto: Christie’s

Da drängt sich der Vergleich mit der Rekordsause aus dem Jahr 2009 auf, als Christie's 700 Exponate aus der von Yves Saint Laurent und seinem Lebensgefährten Pierre Bergé über Jahrzehnte aufgebauten Sammlung standesgemäß im Grand Palais versteigerte. Der damals lukrierte Umsatz belief sich auf stattliche 374 Millionen Euro. Vordergründig ein Geldsegen für Bergé, tatsächlich musste er als Haupterbe Saint Laurents die Forderungen des französischen Fiskus bedienen.

55 Prozent vom Nettovermögen

Und die sind, sieht man vom Freibetrag bei Verwandten der direkten Linie ab (seit 2012: 100.000 Euro), stattlich. Bei Vermögen von mehr als 1,8 Millionen Euro liegt der anwendbare Steuersatz für Ehe- oder Lebenspartner und Kinder bei 45 Prozent sowie bei 55 Prozent für Verwandte bis zum vierten Grad. Givenchys Lebensgefährte Philippe Venet, ebenfalls Designer, sowie seine Nichten und Neffen sind damit wohl zur Versilberung ihres Erbes gezwungen.

Darunter dürfte auch die Liegenschaft in Romilly-sur-Aigre, 150 Kilometer südwestlich von Paris, gehören: Château du Jonchet aus dem 17. Jahrhundert. Dort, wo Givenchys Labradors ihre ewige Ruhe fanden, deren Gräber individuell von Diego Giacometti modellierte Skulpturen zieren. (Olga Kronsteiner, Album, 17.3.2018)